Statistik zeigt: mehr Frauen als Männer betroffen. | Wien. Im ersten Halbjahr 2010 überschritt die Zahl der geringfügig Beschäftigten erstmals die 300.000-Grenze. Laut Angaben des Hauptverbands der Sozialversicherung wurde im März dieses Jahres der bisher höchste Wert erreicht.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
300.751 Österreicher waren im ersten Halbjahr 2010 geringfügig beschäftigt. Bei einer durchschnittlichen Beschäftigung von 296.117 sind dies um 6.192 Personen mehr im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Während die Zahlen zwischen dem niedrigsten Wert im Jänner von 293.312 Beschäftigten und dem Höchstwert von 300.751 (März) pendeln, scheint sich ein allgemeiner Trend nach oben abzuzeichnen. "Tendenz steigend", meint deshalb auch Josef Wallner, Leiter der Abteitlung Arbeitsmarkt der Arbeiterkammer Wien (AK).
Mehr Frauen als Männer
Laut Hauptverband der Sozialversicherung gehen rund 47 Prozent dieser Personen ausschließlich einer geringfügigen Beschäftigung nach. 53 Prozent beziehen noch ein weiteres Einkommen wie etwa das Kinderbetreuungsgeld, eine Pension, Arbeitslosenunterstützung oder sind voll erwerbstätig.
Von den durchschnittlich 296.117 geringfügig Beschäftigten im ersten Halbjahr 2010 waren 103.646 Männer und 192.471 Frauen, die Zahl der Arbeiter ist dabei höher als die Zahl der Angestellten. Wer geringfügig beschäftigt ist, darf - so die offizielle Angabe der Arbeiterkammer Wien - nicht mehr als 366,33 Euro pro Monat verdienen (Stand: 1.1.2010). Im Falle einer unterbrochenen Erwerbstätigkeit entspricht dies einer Entlohnung von 28,13 Euro pro Arbeitstag. Einen fixen Stundensatz gäbe es nicht, vielmehr würde es sich dabei um Verhandlungssache zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer handeln.
Heikles Thema Versicherungsschutz
Versicherungstechnisch können geringfügig Beschäftigte allenfalls mit einer Unfallsversicherung von Seiten des Arbeitgebers rechnen. Die AK empfiehlt deshalb, sich rechtzeitig selbst um eine Pensions- und Krankenversicherung zu kümmern. Beides könne man derzeit um einen Betrag von 51,69 Euro pro Monat erwerben.
AK-Experte Wallner sieht den Anstieg der geringfügigen Beschäftigungsform als Teil eines allgemeinen Trends. Geringfügige Anstellungen wären nur eine Möglichkeit bei Sozialleistungen zu sparen und Arbeitnehmer leichter wieder los zu werden. "Vor allem soziale Dienste, Taxiunternehmen und das Gastrogewerbe sind betroffen", sagt Wallner. Durch die Aufteilung einfacher Tätigkeiten auf mehrere Personen bzw. den häufigen Wechsel der Arbeitnehmer seien die Unternehmer so in der Lage, ihre Personalkosten gering zu halten.
Größtes Problem: Unwissen der Beschäftigten
Viele Arbeitnehmer würden erst im Nachhinein merken, dass sie nicht vollversichert sind, wenn sie Sozialleistungen in Anspruch nehmen möchten, so Wallner. Eine Arbeitslosenversicherung wäre für Geringfügige zudem überhaupt nicht möglich. "Viele freuen sich vorerst einfach, dass sie einen Job gefunden haben, das Erkennen genauer Vertragsdetails kommt häufig zu spät." Dass Unternehmer die Notlage vieler Arbeitssuchender für sich zu nutzen wissen, steht für den AK-Experten außer Frage. "Hier gäbe es vieles, das man einmal nachprüfen sollte", sagt Wallner. (APA)
"Arbeiterkammer":www.arbeiterkammer.at
+++"Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger":www.sozialversicherung.at