"Veni, vidi, vici", schmeichelte AMS-Vorstand Herbert Buchinger dem Erwachsenenbildungsinstitut ibis acam in der Laudatio anlässlich dessen 10. Geburtstages. "Es hat den Weiterbildungsmarkt aufgemischt." Doch als privater Anbieter in einer von sozialpartnerschaftlich gestützten Unternehmen dominierten Branche hat man es trotz des Erfolges oft auch schwer, berichtet Geschäftsführer Rafael Montibeller.
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"Der Kampf um die Talente hat begonnen", unterstreicht Montibeller. Trotz steigender Arbeitslosigkeit sei es immer schwerer, gute Arbeitskräfte zu bekommen. Deshalb seien zielgerichtete, individuelle Weiterbildungsmaßnahmen enorm wichtig. "Das wird der zentrale Erfolgsfaktor der Zukunft sein", so Montibeller. Dafür brauche es allerdings "flexible, modulare Lernformen und Lernmethoden". Genau das will ibis acam bieten.
"Wir sind ein bisschen wie ein Fitnesstrainer", beschreibt Montibeller die Unternehmensphilosophie. Eine strikte zeitliche Fixierung von Kursangeboten sei nicht mehr zeitgemäß. "Ibis acam bietet Weiterbildung ,just in time'." Gelernt wird je nach Wunsch und Bedarf von zu Hause, in Kleingruppen, mit Betreuer, etc.
Wie funktioniert der Markt
Life Long Learning, ist Montibeller sicher, wird in den nächsten Jahren noch viel wichtiger werden als bisher. Derzeit wollen sich laut Statistik vor allem Männer zwischen 20 und 29 weiterbilden. Bei den Frauen ist die Altersschicht in etwa gleich und der Anteil nur ein wenig unter dem der Männer.
Mit steigendem Alter sinkt die Nachfrage jedoch drastisch. "Hier muss ein Umdenken erfolgen", so Montibeller. Außerdem müsse schon in der Schule vermittelt werden, dass Lebenslanges Lernen und Flexibilität in der Berufswelt wichtig sind.
Die Vermittlung von Arbeitsmarktkompetenzen ist einer der Schwerpunkte von ibis acam. Der Geschäftsführer könnte sich auch vorstellen, dieses Wissen einmal an Schulen weiterzugeben. Etwa in Form einer Informations-CD, die an Lehrkräfte ausgegeben wird.
Zufriedene Kunden
Weitere Betätigungsfelder von ibis acam Österreich sind neben der Vermittlung von Arbeitsmarktkompetenzen über die ibis acam Akademie, die Schaffung maßgeschneiderter Weiterbildungen für diverse Unternehmen - private Kunden habe man bisher nur zu einem kleinen Teil, erläutert Montibeller - und die Personalberatung. So werden etwa Manager für den Einstieg in ein bestimmtes Unternehmen vorbereitet. "Unsere vielen Kontakte in der Wirtschaft sind ein wichtiges Kapital", so der ibis acam Geschäftsführer. Dadurch wisse man gut, wo die Bedürfnisse der Arbeitnehmer und -geber liegen.
Im Jahr 1993 gründete ibis acam Europe mit Sitz in Deutschland seine Tocher in Österreich. Heute hat ibis acam 45 Standorte im ganzen Land. Einer der Hauptkunden ist das AMS, das seit der Änderung des Bundesvergabegesetzes im September 2002 alle Dienstleistungen ausschreiben muss. "Ibis acam ist heute der drittgrößte Anbieter von Arbeitsmarktausbildung in Österreich", berichtet AMS-Vorstand Buchinger. Bei seinen Ausschreibungen steche ibis acam vor allem durch die maßgeschneiderten Angebotslegungen heraus. Bei der Geburtstagsfeier strich Buchinger auch die Kundenorientierung des Bildungsinstituts heraus.
Auch der Wiener Stadtrat Rudolf Schicker lobte die Zusammenarbeit mit ibis acam im Wiener Arbeitnehmerförderungsfonds (WAFF).
Private gleichstellen
Genau diese Qualität und auch die der Ausbildung selbst würde Montibeller gerne mehr berücksichtigt wissen - vor allem bei der Vergabe von Ausschreibungen, aber auch in Bereichen wie der Bildungsplanung und in Gremien, die über diese entscheiden.
"Es müsste anerkannte Kategorien und Zertifikate für Bildungsangebote geben, damit die Dienstnehmer wissen, was sie erwarten können", bringt Andrea Murad von der ibis acam Geschäftsleitung eine Forderung des Institutes an den Markt und die Politik vor. Weiters müssten Bildungsdatenbanken geschaffen werden, die einen Überblick über das vorhandene Angebot - inklusive dem von privaten Anbietern - geben.
Besonders betonten die Vertreter von ibis acam aber die Forderung nach Schaffung von gleichen Wettbewerbsbedigungen für öffentliche, sozialpartnerschaftlich gestützte und private Weiterbildungsanbieter. Das WIFI oder das bfi könnten durch ihre Unterstützungen im Hintergrund einfach viel mehr Kurse anbieten und Trainer aufnehmen, so Montibeller. Er fordert daher eine "Objektivierung des Bundesvergabegesetztes". Die Qualität und der Erfolg der Ausbildung sollten in Betracht gezogen werden. Außerdem sei eine Evaluierung der Angebote durch unabhängige Stellen nach objektiven Kriterien wichtig. Diese Forderung unterstützt auch AMS-Chef Buchinger. "Ich hoffe auf mehr Qualitätswettbewerb in dieser Branche."
Erfolg in Zahlen
Die Seminarleistung von ibis acam, mit derzeit 350 angestellten und freiberuflichen mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, ist seit 1996 stetig im steigen begriffen. Damals wurden über Seminare 4,54 Mill. Euro erwirtschaftet. Für 2003 wird eine Seminarleistung von 15,11 Mill. Euro, eine Steigerung von 19,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, erwartet.
Mehr Informationen zu ibis acam unter http://www.ibisacam.at .