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Österreich leidet unter Rezession bei wichtigen Handelspartnern.
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Wien. Die aktuellen Wachstumszahlen der heimischen Wirtschaft drücken die Stimmung. Die positive Sommerprognose wurde am Freitag vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und vom Institut für höhere Studien (IHS) zurückgenommen. Die Aussichten für die österreichische Wirtschaft haben sich seit der Juni-Prognose verschlechtert. Das haben das Wifo und das IHS am Freitag bekannt gegeben.
Statt wie bisher von 1,3 beziehungsweise 1,7 Prozent geht man nun von 1,0 beziehungsweise 1,3 Prozent Wirtschaftswachstum für 2013 aus. Dieses Jahr soll die Wirtschaft laut Wifo insgesamt um 0,6 Prozent wachsen, das IHS erwartet ein Plus von 0,8 Prozent.
"Europa befindet sich länger und tiefer in der Krise als noch im Juni angenommen", sagt Karl Aiginger, Leiter des Wifo. Als größtes Risiko der Prognosen gelten weiterhin die Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise im Euroraum und deren Folgen für Nachfrage und Finanzmärkte. Und auch Österreichs Wirtschaft kann sich vom negativen internationalen Umfeld nicht ganz entkoppeln. Das macht sich unter anderem bei den Exporten bemerkbar: Obwohl Österreichs Ausfuhren in Drittländer steigen, gleichen diese den Rückgang der Exporte in die EU-Länder nicht aus. "Unsere Nachbarländer tragen dazu bei, dass sich die österreichischen Exporte nicht so entwickeln, wie wir es uns erhofft haben", formuliert es Aiginger. Österreich spürt hier die Rezession in wichtigen europäischen Absatzmärkten wie Italien, Tschechien oder Ungarn. Für heuer prognostiziert das Wifo daher nur einen Anstieg der Exporte um 0,8 Prozent, 2013 rechnet man immerhin mit einem Zuwachs um 4,2 Prozent.
Leitl will "alle Hebel" in Bewegung setzen
Was die Lage auf dem Arbeitsmarkt angeht, so erscheint die Entwicklung - zumindest auf den ersten Blick - paradox: Neben einem kräftigen Beschäftigungswachstum (2012 durchschnittlich + 69.000 Erwerbspersonen) steigt gleichzeitig die Arbeitslosenquote. "Der Arbeitsmarkt ist ein Markt der Widersprüche", erklärt Aiginger. Und da das Arbeitskräfteangebot stärker wächst, als die Konjunkturlage erwarten ließe, nimmt die Arbeitslosigkeit trotz Schaffung neuer Arbeitsplätze zu. Die Arbeitslosenquote soll im kommenden Jahr, laut Wifo, auf 7,4 Prozent ansteigen: die höchste Zahl seit langer Zeit.

Politik und Interessenvertreter überlegen derweil schon mögliche Maßnahmen zum Gegensteuern, auch wenn die Ideen noch kaum konkret sind. So fordert Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl, "nun alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit die nun immer stärker spürbare Krise im Euroraum keine nachhaltigen negativen Folgen für den heimischen Wirtschaftsstandort hat. Sollte Österreich tatsächlich in eine Rezession abgleiten, gefährdet dies nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch die nötige Budgetkonsolidierung". Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel sieht vor allem das Wohl der Beschäftigten gefährdet. Das Wachstum reiche nicht aus, um die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Auch Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner befürchtet, dass die kommenden Monate keine leichten für die Unternehmen werden. "Trotzdem besteht weiter Grund für Optimismus, weil wir aus der Krise der Jahre 2008 und 2009 die richtigen Schlüsse gezogen haben. Unsere Wirtschaft ist heute insgesamt stärker, innovativer und breiter aufgestellt."