Ein "moderates Wachstum" sieht die Industriellenvereinigung (IV) aufgrund ihrer jüngsten Konjunkturumfrage. Wegen des höheren Preisdrucks und der schlechteren Aussichten auf dem Arbeitsmarkt sei das Bild aber "nicht ungetrübt", sagte IV-Generalsekretär Markus Beyrer gestern in einer Pressekonferenz.
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Die heimische Industrie schätzt die aktuelle Geschäftslage zwar etwas schlechter ein als vor drei Monaten, zum ersten Mal seit einem Jahr beurteilen die Betriebe die Zukunftsaussichten aber wieder optimistischer als im jeweiligen Vorquartal. Die von der IV angepeilten Wachstumsziele für heuer müssten jedenfalls erreichbar sein. "Die 2,25% Wachstum sind haltbar und nach unten gut abgesichert".
Der neue Chefökonom der IV, Christian Helmenstein, sprach von einer guten Mengenkonjunktur und "Rekordauftragsbeständen". Ein "Wermutstropfen" seien die zu erwartenden sinkenden Verkaufspreise in den nächsten drei Monaten. Die Verschlechterung der Beschäftigungslage sei allerdings "kein Wermutstropfen mehr, das ist schon kritisch". Die Einschätzung der Beschäftigungsentwicklung hat sich per Jahreswechsel 2004/05 weiter verschlechtert.
Streichung der
Überstundenzuschläge
Als Gegenmittel zur Eintrübung der Jobaussichten propagiert die IV die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. "Die starke Nachfrage ist da, es geht darum, durch die Flexibilisierung die Umsetzung der Nachfrage in mehr Jobs zu ermöglichen", so Beyrer. Derzeit versucht die IV zu ermitteln, welchen ökonomischen Effekt die weitgehende Beseitigung aller in Österreich geleisteten Überstundenzuschläge hätte. Dabei geht Helmenstein davon aus, dass etwas mehr als 1% der gezahlten Lohnsumme über Zuschläge ausbezahlt wird. Sollten diese wegfallen, würde das für den Einzelnen - statistisch - den Verlust von 1% Bruttoeinkommen bedeuten. Durch mehr Aufträge (v.a. aus dem Ausland) soll aber die in Österreich gezahlte Gesamtlohnsumme nicht sinken. Damit rede man volkswirtschaftlich gesehen nicht einer Senkung der Einkommen das Wort. "Im Einzelfall" würden aber schon bisher bezahlte Überstundenzuschläge entfallen, räumte Beyrer ein. "Das ist nur Teil des Lohnsenkungsprogrammes der Industrie", empörte sich Josef Wallner, Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt in der AK auf Anfrage.