"Rabenmütter" müssen berufstätige Mütter keineswegs sein. Diese Meinung vertreten auch die SPÖ-Frauen, die gemeinsam mit den Frauen der FSG den "Rabenmuttertag" ausriefen. Der heuer zum sechsten Mal und erstmals bundesweit veranstaltete Kontrapunkt zur kommenden Sonntag beschworenen Muttertags-Idylle ist den Handelsangestellten gewidmet. "Flexibel ins Übel" ist das Motto des "Rabenmuttertages".
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Der Ort, an den SPÖ-Bundesfrauenvorsitzende Barbara Prammer, SPÖ-Bundesfrauensekretärin Bettina Stadlbauer und FSG-Frauenvorsitzende Erika Nussgraber-Schnabl luden, war bewusst gewählt. Denn nur in der Lugner City sei - neben einem anderen Handelsbetrieb im 22. Bezirk - ein Betriebskindergarten zu finden. Und der Ausbau von Betriebskindergärten ist eines der genannten Anliegen - wie der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen allgemein.
"Es geht uns nicht um die so genannte Wahlfreiheit", erklärte Prammer. Denn diese impliziere oft, dass es eine Entscheidung geben müsse zwischen Kindererziehung und Beruf. Vielmehr sollte beides vereinbar sein.
Die oft zitierte "Wahlfreiheit" ist in vielen Fällen eine nur scheinbare, fügte Nussgraber-Schnabl hinzu. Um Familie und Job unter einen Hut zu bekommen, entscheiden sich viele Frauen für Teilzeit oder geringfügige Beschäftigung. Die Zahl derartiger Beschäftigungsverhältnisse steige, was Nussgraber kritisch sieht. Denn: "Frauen brauchen Arbeitsplätze und nicht Arbeitsplätzchen", stellt sie fest.
Dazu liefert Nussgraber Zahlen: Im März waren von über 197.000 geringfügig Beschäftigten knapp 141.000 Frauen. Mehr als 30 Prozent der Frauen arbeiten Teilzeit - und nur 3,5 Prozent der Männer. Teilzeit oder gar Arbeit auf Abruf ist oft verbunden mit geringerem Einkommen, geringeren Aufstiegsmöglichkeiten oder mangelhafter sozialer Absicherung.
70 Prozent der Handelsangestellten sind Frauen, ein Großteil davon sei mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden, betont Nussgraber. Daher seien nicht zuletzt strengere Kontrollen durch das Arbeitsinspektorat wichtig, um die Einhaltung kollektivvertraglicher Regelungen und Arbeitnehmerinnenschutz zu gewährleisten.
Die Wichtigkeit der Familie solle nicht in Frage gestellt werden, waren sich die Rednerinnen einig. Doch ebenso wichtig sei der Wunsch von Frauen, berufstätig zu sein.