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Archetyp des Fernsehkrimis

Von Hermann Schlösser

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Derrick, Schimanski, Matula und Siska - viele Kommissare und Detektive walteten in deutschen Sendeanstalten bereits ihres Amtes. Aber wahrscheinlich hat sich keiner dem kollektiven Gedächtnis tiefer eingeprägt als "Der Kommissar" aus der gleichnamigen Serie der späten sechziger und frühen siebziger Jahre. Davon kann man sich jeden Sonntagabend überzeugen: 3sat wiederholt die alten Filme seit Jahren immer wieder, trägt also dazu bei, dass der Kommissar Keller (Erik Ode) ein Archetyp des Fernsehkrimis bleibt.

Dabei tritt dieser Kommissar viel unscheinbarer auf als die meisten seiner Nachfolger. Seine Hüte und Treviramäntel kommen von der Stange, auch ist er - im Unterschied zu Schimanski oder Siska - kein bisschen sexy. Was aber hat er, was die anderen nicht haben? Doch einiges: So streng wie nötig und so menschenfreundlich wie möglich zeigt er sich allen Schwierigkeiten gewachsen, und die Untergebenen respektieren seine Autorität ohne Widerspruch. Der elegante Pfeifenraucher Grabert (Günther Schramm), der drahtige Heines (Reinhard Glemnitz) und der jungenhafte Klein (Fritz Wepper) sind zwar im Detail tüchtig, aber im Großen und Ganzen hilflos. Und die Sekretärin, "Fräulein" Rehbein, die der Chef - nach dem Motto: rau, aber herzlich - mit "Rehbein" anredet, darf ohenhin nur Kaffee kochen.

Das Denken ist Chefsache, und mehr als einen Chef brauchte es im Weltbild dieser Krimi-Serie nicht zu geben. Mit all dem aber verkörpert der Kommissar Keller in Reinkultur den alten deutschen Traum vom guten "Ordnungshüter", der anscheinend noch immer nicht ausgeträumt ist.