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Argentiniens Krise im Jahr 2001

Von Antje Krüger

Politik

Vor knapp vier Jahren brach Argentinien zusammen. Erinnerungen an eine Jahrhundertkrise.


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Der tausendfache Lärm von Topfdeckeln fegte beim Argentinazo, dem Volksaufstand im Dezember 2001 nicht nur den damaligen Präsidenten Fernando De la Rúa aus dem Amt, sondern zerstörte in nur zwei Nächten auch die argentinische Illusion, in der "Ersten Welt" angekommen zu sein. Wie die Fenster der geplünderten Supermärkte zersplitterten alle Gewissheiten, die das Land bis dahin ausmachten und im Spiegel der Scherben offenbarte sich eine zutiefst gespaltene und widerspüchliche Nation.

Vorausgegangen war eine unkontrollierbar gewordene Wirtschaftskrise. Als unhaltbare Lüge erwies sich die bis dato stabile, an den Dollar gekoppelte Währung. Als aus Angst vor dem Zusammenbruch die Sparer massiv Geld abhoben, wurden die Konten schlichtweg eingefroren. Die Wirtschaft lag lahm, Fabriken schlossen, es war kein Geld mehr im Umlauf. Argentinien ging bankrott und wertete die Währung ab. Vier Präsidenten gaben sich innerhalb von nur einer Woche die Klinke in die Hand. Die Auseinandersetzungen um Nahrungsmittel und die Macht kosteten mehr als 30 Menschen das Leben.

Die Krise offenbarte profunde Ungerechtigkeit und Elend hinter der glitzernden Fassade der 90-er Jahre, in denen alles möglich schien und das Land vom IWF als Modell funktionierender neoliberaler Wirtschaftspolitik gelobt wurde. In nur einem Jahr sank mehr als die Hälfte der Bevölkerung an die Armutgrenze, die offizielle Arbeitslosigkeit stieg auf über 21%. In einem der reichsten Länder Südamerikas starben Kinder Hungers. Die große Korruption im Land - Argentinien gehörte zu den 32 korruptesten Staaten der Welt - schien keinen Ausweg zu lassen. Daß das Land nicht einmal vier Jahre später politisch wieder relativ stabil und wirtschaftlich im Aufschwung sein würde, glaubte damals niemand.