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Verdoppelung der Klavierverkäufe für Bösendorfer künftig durchaus realistisch. | Standortgarantie der Japaner laut Arlt sicher ohne Ablaufdatum. | Wiener Zeitung:Herr Doktor Arlt, Sie waren von November 1998 bis Ende März 2003 Geschäftsführer bei Bösendorfer, kennen das Unternehmen und die Branche. Die Bawag wird Bösendorfer nun doch an Yamaha verkaufen - und nicht an Brodmann. Wie beurteilen Sie die jetzige Lösung?
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Rudolf Arlt: Für Bösendorfer ist Yamaha die bessere Lösung. Yamaha ist Weltmarktführer bei Musikinstrumenten und kann, was den Vertrieb anlangt, eine wesentliche Verstärkung für den Vertrieb von Bösendorfer-Flügel sein. Gegen Brodmann habe ich nichts. Mir hat nur die Darstellung in der Öffentlichkeit nicht gefallen, dass man von einer österreichischen Klavierfabrik gesprochen hat. Das ist irreführend, weil Brodmann ein Wiener Handelshaus ist - mit einer Fabrik in China. Das allein aber sagt nichts über die Qualität aus.
Yamaha hat zugesichert, den Firmensitz und die Produktion von Bösendorfer in Österreich zu belassen. Haben Sie Bedenken, dass diese Garantien nur befristet gelten?
Nein. Bösendorfer lebt davon, dass in Österreich produziert wird. Für einen Bösendorfer, der nicht mehr in Österreich produziert wird, müsste man ein ganz anderes Image aufbauen und vor allem eine ganz andere Verkaufsstrategie fahren - und das weiß Yamaha.
Woran krankt es eigentlich bei Bösendorfer? Seit Jahren werden Verluste geschrieben, 2006 waren es fast zwei Millionen.
Das Unternehmen war in den schwarzen Zahlen, als ich es verlassen habe. In ähnlich roten Zahlen wie jetzt war es, als ich 1998 gekommen bin. Das Problem liegt keineswegs in der Fertigung und in der Qualität. Denn in der Qualität ist das Unternehmen Weltspitze.
Wo liegt dann das Problem?
Das Problem liegt ausschließlich im Vertrieb. Man muss das so sehen: Ein Pianist, der irgendwo spielt, hat weltweit eine Betreuung von Steinway. Weil Bösendorfer nicht so weit verbreitet ist, ist daher auch die Betreuung nicht so vorhanden. Es gilt eben, alle Aktivitäten, die im Vertrieb notwendig sind, so wie sie von 1999 bis 2001/2002 sehr erfolgreich waren, wieder umzusetzen.
Was wird Yamaha tun, damit Bösendorfer wieder aus den roten Zahlen kommt?
Yamaha selbst weiß sehr gut, was sie tun werden. Sie sind ja sonst auch sehr erfolgreich. Ich bin überzeugt, dass unter den unzähligen Yamaha-Händlern weltweit etliche sind, die in Frage kommen, Bösendorfer als Prime-Marke zu vertreiben. Für Bösendorfer ist zu hoffen, dass damit automatisch eine deutliche Steigerung der Verkaufszahlen erfolgt.
Bösendorfer leidet seit fünf Jahren unter einer Absatzkrise. Im Vorjahr wurden etwas mehr als 300 Klaviere verkauft. Wie stehen die Chancen, die Verkaufszahlen mit Yamaha im Rücken in absehbarer Zeit zu verdoppeln?
2001/2002 - damals hatte das Unternehmen noch ein schiefes Geschäftsjahr - wurden 480 Flügel verkauft. Diese Ziffer sehe ich durchaus erreichbar. Wenn das damals ohne Yamaha gelungen ist, dann wird das mit Yamaha umso leichter sein. Ich sehe auch eine Verdoppelung der Verkäufe durchaus als reale Chance.
Könnte es sein, dass Sie sich wieder um den Geschäftsführerposten bewerben?
Ich werde mich sicher nicht bewerben - Yamaha muss das selbst entscheiden. Yamaha braucht nur einen Blick in die Bücher werfen, um zu sehen, dass sich Bösendorfer in meiner Zeit gut entwickelt hat. Sollten sie an mich herantreten, werde ich dem zumindest sehr wohlwollend gegenüberstehen. Ich glaube nur, dass Yamaha eine eigene Politik hat, das mit eigenen Leuten zu machen.
Siehe auchVon Ignaz Bösendorfer zu Yamaha - die Geschichte des Unternehmens