Zum Hauptinhalt springen

Armageddon? Aber nein...

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Es gibt den alten jüdischen Witz, in dem ein reisender Kaufmann seinem Kompagnon kabelt: "Beginn dich zu fürchten, Details folgen." So könnte derzeit die Situation in der internationalen Finanzpolitik beschrieben werden.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

14.300 Milliarden Dollar Schulden der USA, manche Bundesstaaten knapp an der Pleite. Japan rutscht tiefer in die Rezession als erwartet. Die EU-Länder haben 10.000 Milliarden Euro Schulden angehäuft, und zwischen der Europäischen Zentralbank und den EU-Regierungen ist ein Streit entbrannt, wie es mit Griechenland weitergehen soll.

Ein Schuldennachlass würde die griechischen Banken pleitegehen lassen, es darf davon ausgegangen werden, dass irische und portugiesische folgen würden. Deutschland und Frankreich müssten dann ihrerseits ihre Banken mit hohen Summen retten.

Kommt nun also das finanzpolitische Armageddon? Tatsache ist, dass niemand - weder in der EZB in Frankfurt noch in Brüssel oder den EU-Hauptstädten - weiß, wie es weitergeht. Wenn die Finanzmärkte die für Juni geplanten Beschlüsse zu Griechenland nicht glauben, wird es eng.

Außer Europa entschließt sich, den französischen Plan vom Vorjahr zu realisieren, eine echte Wirtschaftsregierung zu errichten und die Finanzierung der Staatsschulden in eine gemeinsame EU-Institution zu legen - und die nationalen Finanzierungsagenturen zur Seite zu räumen. Das ist nicht zu erwarten, einen so großen Schritt in Richtung Integration werden die EU-Regierungschefs nicht zulassen. Sie weigerten sich schon bisher, allen voran Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel. Sie hat europapolitisch keine Vision, in der aktuellen Misere ist das eine Katastrophe.

Ob es gelingt, Griechenland vom Druck der Finanzmärkte zu befreien, steht daher in den Sternen. Ein neues Sanierungsprogramm und weitere 25 Milliarden Euro würden dem Land eine Atempause bis Ende 2012 verschaffen. Bis dahin müssten sich Athens Zahlen aber deutlich verbessert haben, dann könnte sich Europa weiterhanteln.

Gelingt dies nicht, dann bleibt noch, auf einen aktuellen Trend bei hochbezahlten Managern aufzuspringen: Sie kaufen sich mittlerweile weniger Aktien als vielmehr Acker und Bauernhäuser, um sich im Ernstfall selbst versorgen zu können. Die Millionen, die sich dies nicht leisten können, dürfen demonstrieren. Fazit: Lustig wird es nicht, selbst wenn Österreich kurioserweise heuer sein Wachstum von 2007 noch übertreffen könnte.