Vom Auto-Händler zum Marktführer bei Eier-Plastikboxen.|Bunte Eier eignen sich nicht nur für Ostern - auch für Halloween & Fußball.
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Wien. Der Liedtext "Ich wollt, ich wär ein Huhn, ich hätt nicht viel zu tun" gilt nicht für Willi Kallhammer und Franz Hofer. Eier, eingenistet in Klarsichtverpackungen, sind das tägliche Brot der Ovotherm-Vordenker. Der Betrieb aus Wiener Neustadt produziert Boxen für rohe, gekochte und gefärbte Eier und dominiert damit den Weltmarkt.
"Wir sehen unsere Verpackungen wie Designerkleidung, sie sind der Armani-Anzug für die Eier", sagt Senior-Partner Kallhammer, der seit 1969 im Betrieb tätig ist. Kreativität spielt bei Ovotherm, das ein Produktionswerk in Österreich, Ungarn, der Slowakei und Frankreich betreibt, bereits seit der Gründung Mitte der 60er Jahre eine große Rolle.
Der Betrieb ging damals als Geschäftszweig aus einem Auto-Händler hervor. "Der Händler wollte einfach seine Produktpalette diversifizieren", erklärt Kallhammer, der zu jener Zeit den Posten des Pkw-Verkaufsleiters inne hatte.
Siegeszug des Event-Eis
Ursprünglich stand hinter dem Eierboxen-Geschäft lediglich der Grundnutzen, Eier zu transportieren und das zerbrechliche Gut zu schützen. Dabei wollte es der 350-Mann-Betrieb jedoch nicht belassen: "Unser Geschäftsführer Franz Hofer ist derzeit in Südafrika auf Geschäftsreise", erzählt Kallhammer, der das Chef szepter vor drei Jahren an diesen weitergab. Er sei auf "Werbetour für die Fußball-WM 2010".
Der durchschnittliche Frühstücksei-Verzehrer könnte sich jetzt fragen, was Eier mit dem runden Leder zu tun haben. Kallhammers Erklärung klingt jedenfalls originell: "Wir haben Eier für Events entdeckt." Der Umsatz in den vergangenen drei Jahren habe sich verdoppelt.
Unter dem Namen "Fanblock" oder "Pauseneier" lieferte Ovotherm etwa bei den letzten Fußball-Großereignissen in Deutschland und Österreich gekochte Eier in den Nationalfarben.
Die Niederösterreicher sorgten dabei für die klarsichtigen Verpackungen, die bereits zu einem Drittel aus weggeworfenen Mineralwasserflaschen hergestellt werden. Gemeinsam mit Eier-Bauern und Supermarktketten wird zudem stets an neuen Vermarktungsideen für das kleine Ovale geschmiedet.
Frisch vom Würstelstand
So gibt es verzierte Eier längst nicht nur mehr zu Ostern im Regal. Zum saisonalen Sortiment zählen heute auch das "Halloween-Ei", das "Ski-Egg", das "Frühlings"- oder das "Jausen-Ei".
"Viele Konsumenten wollen im Supermarkt keine rohen Eier mehr kaufen, sondern gleich eine fertige Mahlzeit mit Beilagen wie Salat, Salz und Pfeffer", so Kallhammer. Diese werden oft auch an Orten verkauft, wo sie der Konsument nicht erwartet - vom Würstelstand bis zur Tankstelle.
Der Siegeszug des Event-Eis spiegelt sich in Zahlen wider: Vor zehn Jahren gab es laut Kallhammer in Europa rund 200 Millionen gefärbte und gekochte Eier - 2009 waren es bereits 600 Millionen.
Warum Ovotherm nicht selbst in die Ei-Produktion einsteigt? "Do what you can do best", sagt Kallhammer schmunzelnd. In 80 Länder der Welt liefern die Wiener Neustädter heute ihre Eierschachteln. Zu den Abnehmern zählen Handelskonzerne wie Carrefour, Tesco, Rewe oder Wal-Mart.