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Armer Paradiesvogel

Von Judith Belfkih

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Dass Richard Lugner bei der Wahl zum Bundespräsidenten eine Mehrheit erringen kann, darf bezweifelt werden. Laut Umfragen wird sich sein Wahlergebnis im kleineren einstelligen Bereich abspielen. Womit seine zweite - erfolglose - Kandidatur für dieses Amt als skurril in die Annalen eingehen wird. Die Paradiesvögel-Sakkos wird man sich vielleicht auch noch merken.

Doch zwei Wochen vor der Wahl kann der medienaffine Baumeister eine unerwartete Allianz hinter sich versammeln: Im ORF-Publikumsrat und jüngst auch im ORF-Stiftungsrat. Denn die Nichteinladung Lugners zu den ORF-Kurzduellen "2 im Gespräch" sorgt weiter für Diskussionen. Lugner ist der einzige der sechs Kandidaten, der in diesem Format nicht vorkommt. Der ORF solle als öffentlich-rechtlicher Sender auch dem Kandidaten Lugner die faire Möglichkeit der Präsentation bieten, lautet der Tenor. Und seine Funktion als Leitmedium in couragierter und objektiver Form wahrnehmen.

Man muss Lugner nicht mögen oder schätzen: Dass hier Ungleichbehandlung vorliegt, ist offensichtlich. Dass diese Pro-Lugner-Front sich recht deutlich im konservativen Lager formiert, lässt auch einen anderen Schluss zu - taktische Hintergedanken.

Für die Stichwahl gibt es nur zwei Tickets. Umfragen sehen für eines der beiden gute Chancen für den freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer. Mutmaßungen zufolge schadet ein besseres Ergebnis Lugners Hofer am meisten. Und könnte dessen potenziellen Sessel frei machen für einen anderen Kandidaten. Aber vielleicht ist das für die österreichische Innenpolitik schon zu komplex gedacht.