Veranstaltungsreihe der "Wiener Zeitung" in Kooperation mit Angewandter und Künstlerhaus zu Demenz und Kunst.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 1 Jahr in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
"Sich des bestmöglichen Gesundheitszustandes zu erfreuen, ist ein Grundrecht jedes Menschen", so steht es in der Gesundheitsdefinition der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Trotz einer Krankheitsdiagnose, die alles auf den Kopf stellen kann, bleibt das Recht auf eine gute Versorgung. Doch wie kann diese und vor allem ein gutes Miteinander aussehen, wenn es sich um Demenz handelt?
Aus Angst und Überforderung ziehen sich Erkrankte zurück. Angehörige verlieren den Zugang zu Demenz-Kranken. Demedearts, bis zum 5. März im Factory des Künstlerhauses zu Gast, sensibilisiert und gibt aktuell Einblick in die Forschungserkenntnisse. Zusammen mit Experten aus Kunst, Wissenschaft und Pflege versucht das künstlerische Forschungsprojekt Demedearts der Universität für angewandte Kunst Wien, unterschiedliche Zielgruppen wie Schulklassen, Pflegekräfte und Betroffene zu erreichen. Mittels Workshops und Designformaten wird zum Nachdenken angeregt und ein Bewusstsein für die Erkrankung geschaffen.
Rollatoren mit Hirschgeweih
Demedearts steht für Dementia, Empathy, Education und Arts und begegnet der Demenz positiv. Künstlerisch-forschend und mit didaktischen Strategien hat das Kernteam um Leiterin Ruth Mateus-Berr ein Toolbook geschaffen, das sich der Demenz mit unterschiedlichen künstlerischen Zugängen nähert. Es ist kostenlos zum Download verfügbar. Die darin festgehaltenen Workshops sollen zum Fühlen, Hören und Selbermachen anregen. Beispielsweise betasten Menschen mit Demenz ihr Ohr und merken, wie es sich anfühlt, ob es warm oder kalt ist. Die Eindrücke, festgehalten in einem selbst gemalten Ohrbild, werden im gemeinsamen Gespräch geteilt.
In der gleichnamigen Ausstellung im Künstlerhaus Factory geht es expressiver zu: Rollatoren mit Hirschgeweih, zahlreichen Kuschelbärpandas oder mit Fahrradsitz samt Rennradlenker. "Critical Design übertreibt maßlos, um auf etwas aufmerksam zu machen. Es ist ein Zeichen, dass diese Zielgruppe in der Gesellschaft gehört und gesehen wird. Es sind keine anwendungsorientierten Objekte", so Mateus-Berr. Die Gesprächsrunde hat darauf am Donnerstagabend Platz genommen. Angela Pototschnigg, Demenz-Erkrankte aus dem Publikum und Mitglied der European Working Group of People with Dementia (EWGPWD), gesellt sich später dazu. Als Betroffene appelliert sie: "Bringen Sie Kunst und Demenz zusammen. Wir haben alle Angst ins Heim zu kommen; bringen Sie Farbe an die Wände, damit es wohnlicher wird."
Zwei Drittel der Erkrankten sind von der Form der Alzheimer-Demenz betroffen. Sie beginnt schleichend und verschlechtert sich konstant. Die abgestorbenen Nervenzellen betreffen Hirnareale für die Gedächtnisleistung sowie das Sprachzentrum oder die Orientierungsfähigkeit. "Mir gefällt der Titel mit der Empathie; dass wir uns einfühlen, wenn die Menschen gerade verwirrt sind und sie nicht wissen, ist es Angst oder Freude", so Antonia Croy, Präsidentin Alzheimer Austria. Peter Dal-Bianco, Neurologe und Psychiater in Wien, liegt die Prävention am Herzen. Er hofft auf einen eindeutigen Biomarker, um verantwortliche Moleküle mittels monoklonalem Antikörper herauszufischen.