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Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat hat den Freitag vom Hauptverband der Sozialversicherungsträger vorgelegten Entwurf zur Chefarztpflicht gestern als "nicht zielführend" abgelehnt. Sie will gemeinsam mit der Ärztekammer einen Runden Tisch einberufen. Diese ist an einer "konstruktiven Lösung" interessiert. Das Gespräch soll laut Hauptverband morgen stattfinden. Dort zeigte man sich wiederum überrascht.
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Der Hauptverband hatte seinen Vorschlag im Alleingang vorgelegt - die Ärztekammer war dabei auf der Strecke geblieben. Deren Forderungen waren mit jenen des Hauptverbandes nicht in Einklang zu bringen. Im Entwurf war vorgesehen, dass künftig die Ärzte während der Ordinationszeit per Fax die Chefarztbewilligung einholen.
"Wir wollen nicht haben, dass unsere Patienten stundenlang im Wartezimmer herumsitzen müssen, um auf eine Bewilligung zu warten", lehnte Kammer-Präsident Reiner Brettenthaler gestern im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" den Entwurf ab und zeigte sich "froh, dass die Ministerin die Sache in die Hand nimmt".
Die Ärzte sprechen sich gegen die Chefarztpflicht aus und treten für eine Indikationslösung ein. Demnach sollten bestimmte Medikamente nur bei bestimmten Krankheiten abgegeben werden dürfen - dann aber frei verschreibbar. Bis die Heilmittel-Evaluierungs-Kommission die entsprechenden Medikamente ermittelt, sollte als Zwischenlösung die Chefarztpflicht stark reduziert werden, so Brettenthaler. Die Fax-Variante würde zu mehr Bürokratie führen.
Auch Rauch-Kallat lehnt diese als "nicht zielführend" ab. Sie spricht sich aber ebenso gegen die von den Ärzten geforderten 11,20 Euro pro versendetem Fax aus. Brettenthaler verweist hier auf den in einigen Bundesländern existierenden Koordinationszuschlag, der etwa für die Organisation von Spitalsaufnahmen oder Rettungstransporten zum Tragen kommt.
Die Ärztekammer habe kurz vor Vertragsabschluss "unerwartete Forderungen" gestellt, rechtfertigt Hauptverband-Geschäftsführer Josef Probst den Alleingang. Gegenüber der "Wiener Zeitung" zeigte er sich Montag Abend überrascht über den Einspruch der Ministerin. Er wartet nun "mit Gelassenheit" weitere Vorschläge ab. Das gemeinsame Gespräch soll morgen stattfinden. Auf die Frage, wie es weitergehen soll, meinte Probst: "Wir werden schon darauf kommen, was erwartet wird." Fix ist für ihn: "Den ersatzlosen Wegfall eines Instruments, das Kosten erspart, kann es nicht geben."