Österreichs Hausärzte verstehen sich als Wegweiser für die Patienten. Deshalb verlangt der Hausärzteverband (ÖHV) die Abschaffung der Ambulanzgebühr, soferne die Kranken vom Arzt an die eigentlich zuständige Spitalsambulanz überwiesen werden. Denn nur in diesem Fall würde der erwartete Lenkungseffekt, der sich bisher noch in Grenzen hält, eintreten.
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Während die praktischen Ärzte keine signifikante Zunahme bei Patienten verzeichnen, ist der Zustrom zu Spezialisten weit stärker. An der Spitze liegen die Internisten, die Gynäkologen hingegen gingen leer aus. "Ein Zeichen, dass das persönliche Vertrauensverhältnis zum Frauenarzt schon bisher wichtig für die Patienten war", interpretiert Peter Hosiner, Präsident des Wiener Hausärzteverbandes.
Die Gewohnheit, eine Ambulanz anstelle der Arztpraxis aufzusuchen, sei vor allem unter den Zuwanderern aus Süd- und Osteuropa sehr verbreitet. Hosiner: "Dort gibt es nur große Einrichtungen. Der niedergelassene Arzt ist nicht bekannt." Durch die Ambulanzgebühr hätten aber viele Ausländer den Weg zum niedergelassenen Arzt gewählt, dies zeige der Vergleich zwischen den Bezirken.
Diesen Effekt begrüßt der ÖHV, denn die Ambulanztour aufgrund der Eigendiagnose der Patienten sei eine Verschwendung von Volksvermögen, betont der Bundessekretär des ÖHV, Norbert Jachimovicz. "Die richtige Zuweisung erspart Zeit und der Krankenkasse Geld." Damit könnten Mehrfachuntersuchungen vermieden werden.
Die Krankenschein- oder Chipkartengebühr wird von den Hausärzten generell abgelehnt. Vielmehr sollte wo anders gespart werden. So kritisieren die Interessenverteter die jüngste Kampagne des Hauptverbandes, in der die Chipkarte angepriesen wird. Warum 2,2 Mill. Euro für etwas, das so und so verpflichtend kommt, ausgegeben werden, ist dem ÖHV ein Rätsel - noch dazu wo der Hauptverband in die roten Zahlen wirtschaftet.
Die Ärztekammer konstatiert einen "Struktureffekt" der Ambulanzgebühr. Konkrete Daten liegen bisher nur für Tirol vor. Doch "die vorgelegten Zahlen zeigen, dass es tatsächlich eine Verringerung der Patientenströme in Ambulanzen gegeben hat", meint Präsident Otto Pjeta. Die Oppositionsparteien lehnen die Gebühr aus sozialen Gründen ab und fordert deren sofortige Abschaffung. Grüne wie SPÖ können keinerlei positiven Effekte erkennen.