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Ärzten mangelt es an Praxis

Von Brigitte Pechar

Politik
Allgemeinmediziner sollen künftig in einer Praxis lernen. Foto: BilderBox

Trend in Europa: Approbation schon nach dem Studium. | Praktischer Arzt auf Augenhöhe mit dem Facharzt. | Wien. Wissenschaftsministerin Beatrix Karl will die Ausbildung der Ärzte auf neue Beine stellen. Allerdings formiert sich bereits teilweise Widerstand in der Ärztekammer. Der Streit rankt sich um die Approbation - also die Zulassung der Mediziner zum Arztberuf. Diese gibt es derzeit erst nach dem Turnus im Krankenhaus oder nach der Facharztausbildung. Karl will diese nach dem Studium erteilen, aber mit der Auflage, dass während des sechsjährigen Studiums ein klinisch praktisches Jahr absolviert wird.


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In Europa geht der Trend genau in diese Richtung. Andreas Sönnichsen, Vorstand für Allgemeinmedizin an der Paracelsus Privatklinik in Salzburg, begrüßt daher Karls Vorschlag. "Das ist erforderlich, weil wir Österreich damit an den internationalen Standard anpassen und die Chancengleichheit österreichischer Medizinstudiumabsolventen erhöhen", so Sönnichsen zur "Wiener Zeitung".

Auch Walter Dorner, Präsident der Ärztekammer, hält den Vorschlag Karls für eine grundsätzliche Reform der Turnusausbildung - fünf Jahre nach dem Studium zur Ausbildung für den Facharzt für Allgemeinmedizin, sechs Jahre für eine andere Facharztausbildung - für sinnvoll. Keinesfalls will man aber in der Ärztekammer, dass approbierte Jungmediziner auf die Patienten losgelassen werden. Es dürfe mit der Approbation nicht das ius practicandi verbunden sein.

Approbation anBedingungen knüpfen

Dagegen ist auch Sönnichsen. "Die Approbation muss an Bedingungen geknüpft sein", sagt er und rät zu einer begleitenden Gesetzgebung, die den Jungmedizinern untersagt, Kassenverträge zu bekommen oder auch Wahlärzte zu werden. Im Übrigen, so Sönnichsen, sei die Meinung innerhalb der Ärztekammer dazu keineswegs so einheitlich. Das bestätigt auch Christian Euler, Präsident des Österreichischen Hausärzteverbandes. Es gebe zwar einen Bundeskurienbeschluss dazu, der spiegle aber nicht die Meinungen in den Länderkurien wider.

Der Hausärzteverband sei in dieser Frage auch gespalten gewesen, habe sich aber eines Besseren besonnen. Ebenso in der Frage der Facharztausbildung zum Allgemeinmediziner. Diese sei notwendig, sagt Euler, damit Allgemeinmediziner mit den Fachkollegen auf Augenhöhe kommunizieren könnten.

In dieser Hinsicht sieht Sönnichsen Österreich als Schlusslicht in Europa. Praktisch jedes Land habe eine Facharztausbildung für Allgemeinmediziner - bis auf Albanien und Österreich. Ob die Ausbildung dann fünf oder vier Jahre dauert, darüber könne man noch reden. Wichtig sei aber, dass zumindest ein Jahr davon in einer Arztpraxis absolviert werde. "Man kann nicht erwarten, dass man ein Fach dort (im Krakenhaus, Anm.) lernt, wo es nicht praktiziert wird", sagt Sönnichsen.

Im Herbst will Karl zum Thema "Ärzteausbildung neu" eine Tagung organissieren. Das neue Curriculum könnte dann frühestens 2012 stehen.

Karl: Neues Berufsbild für Admin schaffen

Ein Kritikpunkt der Ärztekammer am derzeitigen Turnus ist die Überlastung der Turnusärzte mit administrativen Tätigkeiten. Karl schlägt daher vor, ein neues Berufsbild zu schaffen: den medizinischen Assistenten. Damit würden Turnusärzte entlastet und könnten mehr Zeit auf ihre tatsächliche Ausbildung verwenden.