Syrische Regierungstruppen erobern immer mehr Landstriche zurück.
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Damaskus. In dem seit März 2011 andauernden Bürgerkrieg in Syrien gewinnt das Regime von Präsident Bashar al-Assad durch die tatkräftige Unterstützung aus Teheran mehr und mehr Rückhalt. Hilfe kommt in Form von Finanzspritzen, Personal, technischem Überwachungs-Know-How und durch die massive Beteiligung der pro-iranischen Hisbollah.
Vor kurzem haben die Regierungstruppen die Rebellenhochburg Homs zurückerobert und sind derzeit dabei, strategisch wichtige Gebiete der Rebellen im Nordwesten des Landes zu besetzen. Sie werden durch mindestens 4.000 Hisbollah-Kämpfer unterstützt, die sich vor allem an den Kämpfen in der derzeit zwischen Rebellen und Assad-Truppen geteilten syrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo beteiligen.
Im Zeichen der "brüderlichen Verbindung" zwischen Syrien und dem Iran will die Hisbollah in den nächsten Tagen weitere Kämpfer aus dem Libanon nach Syrien schicken. Letztere sollen eine endgültige Wende zugunsten des Assad-Regimes erzielen. Bereits seit Jahresbeginn ist die schiitische Miliz in die Kämpfe involviert. Zunächst war ihr Einsatzgebiet auf die Grenzregion zum Libanon beschränkt, doch dann kam aus Teheran die Order, Assad zu einem Sieg zu verhelfen.
Der schiitische dominierte Iran hat größtes Interesse daran, Assad an der Macht zu sehen, da Syrien sein einziger Verbündeter in der arabischen Welt ist. Der Assad-Clan gehört zur schiitischen Sekte der Alawiten, während rund 70 Prozent der Syrer Sunniten sind. Die Rebellen - in zahlreiche Gruppen zersplittert - werden großteils von den sunnitisch regierten Golfstaaten unterstützt. Groteskerweise beschuldigen sich die Bürgerkriegsparteien gegenseitig, im Interesse Israels - "der Zionisten" - zu agieren.
Das tägliche Blutvergießen in Syrien geht indes ungemindert weiter. Mittlerweile zählt man 100.000 Tote. Bisheriges Resultat des Bürgerkriegs ist eine immer deutlicher werdende Spaltung des Landes. Die westlichen Regionen, die die wichtigen Zugänge zum Mittelmeer bieten und Schlüsselposten für die Versorgung sind, sind nun wieder fest in den Händen Assads. Im Nordwesten haben sich die Kurden teilweise den Assad-Truppen angeschlossen, im ölreichen Nordosten wollen sie eine Abschottung von Syrien.
Kerngebiet der Rebellen ist ein Streifen, der sich in der nördlichen Landeshälfte von West nach Ost erstreckt. Die wüstenreichen südlichen und südöstlichen Gebiete sind strategisch unbedeutsam.
Amerikaner und Europäer haben bisher wenig Einfluss auf das Geschehen genommen und wirken weitgehend ratlos. So konnten sie sich bisher nicht einigen, wie sie die Opposition gegen den "Despoten" Assad unter die Arme greifen sollen. Demgegenüber heizen mit dem Westen verbündete Regierungen wie die Saudi-Arabiens die konfessionellen Spannungen an.