)
Verzögerung wegen Beschwerde aus Schweden | Der Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange soll in London gegen Kaution freigelassen werden. Die Kaution für den 39-jährigen Australier, der wegen Vergewaltigungsvorwürfen an Schweden ausgeliefert werden soll, beträgt 200.000 Pfund (235.668 Euro).
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der 39-Jährige blieb wegen einer Beschwerde der schwedischen Behörden aber vorerst in Haft. Über den Antrag muss bis Donnerstagabend entschieden werden. Eine weitere Anhörung in der Sache wurde für den 11. Januar angesetzt.
Bezirksrichter Howard Riddle legte die Höhe der Kaution auf 200.000 Pfund (238.000 Euro) fest. Der Aufenthaltsort Assanges soll elektronisch überwacht werden. Es gilt ein Ausgangsverbot für mehrere Stunden am Tag. Der 39-Jährige muss sich zudem täglich bei der Polizei melden.
Seinen Anwälten zufolge müssen die 200.000 Pfund in bar beim Gericht hinterlegt werden. Riddle stimmte zu, dass sich Assange auf dem Anwesen des britischen Journalisten Vaughan Smith in der Grafschaft Suffolk aufhalten soll. Smith gründete den unabhängigen Presseclub Frontline und unterstützt Assange.
Vergewaltigung nach schwedischem Maßstab
Assange hatte sich wegen eines Europäischen Haftbefehles in der vergangenen Woche der Londoner Polizei gestellt. Er will verhindern, nach Schweden ausgeliefert zu werden. Den schwedischen Behörden geht es nach eigenen Angaben zunächst nur um eine Befragung.
Die Fälle sollen sich im August zugetragen haben und wurden von zwei WikiLeaks-Helferinnen angezeigt. Den beiden Frauen ging es Assange-Vertrauten zufolge zunächst nur darum, ihn zu einer Untersuchung auf sexuell übertragbare Krankheiten zu bewegen. Er hatte nach eigenen Worten einvernehmlich mit den Frauen Sex. Bei einer der Begegnungen soll kein Kondom benutzt und bei einer weiteren soll ein Kondom beschädigt worden sein.
In Schweden ist der Straftatbestand der Vergewaltigung sehr weit gefasst. Bei Assange soll es sich um einen minderschweren Fall handeln. Das Ermittlungsverfahren gegen Assange wurde den schwedischen Behörden eingeleitet, dann eingestellt und später wiedereröffnet.
Isolation in London
Vor der Anhörung hatte Assanges Anwalt Mark Stephens beklagt, sein Mandant sei 23,5 Stunden am Tag isoliert und habe keinen Zugang zu Zeitungen oder Fernsehen. "Er ist einer kleinlichen Zensur ausgesetzt", beklagte der Jurist.
Der frühere Armeeoffizier Smith ist nicht der einzige prominente Unterstützer Assanges. So kündigte der amerikanische Filmemacher Michael Moore auf seiner Webseite an, 20.000 Pfund zur Kautionssumme beizusteuern. Auch der australische Journalist John Pilger, der britische Regisseur Ken Loach und Bianca Jagger setzen sich für seine Freilassung ein.
(APA, Reuters)