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Assanges Mutter wirbt in Ecuador um Asyl für Sohn

Von WZ-Korrespondent Tobias Käufer

Politik

Christine Assange befürchtet Folter für ihren Sohn bei Auslieferung an die USA.


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Bogota. Während sich WikiLeaks-Gründer Julian Assange seit Wochen in der ecuadorianischen Botschaft in London einem Zugriff der Behörden entzieht, beginnt hinter den Kulissen die heiße Phase der Verhandlungen zur Lösung der diplomatischen Krise.

Christine Assange, Mutter des umstrittenen australischen Internetaktivisten, habe ihren Ecuador-Besuch begonnen, "um das Leben ihres Sohnes zu schützen", berichtete in der Hauptstadt Quito das regierungsnahe Internetportal "El Ciudadano". Noch am Montag sollte es laut Angaben von Ecuadors Außenminister Ricardo Patiño zu direkten Gesprächen zwischen Assanges Mutter und ihm kommen.

Zuvor hatte Christine Assange ihrer Sorge vor einer Auslieferung ihres Sohnes in die USA mit dramatischen Worten Ausdruck verliehen: "Wenn sie so etwas mit einem US-Bürger machen, werden sie noch weniger Skrupel haben es mit einem Ausländer zu tun", zitieren ecuadorianische Medien die Australierin, die sich auf den Fall des angeblich gefolterten US-Bürgers Bradley Manning bezog. Der ehemalige Militärangehörige hatte WikiLeaks vertrauliche Informationen zugespielt und war darauf von US-Sicherheitskräften unter verschärften Sicherheitsbedingungen in Isolationshaft verhört worden.

Erst vor wenigen Tagen hatte Assange mit der Wahl seines Anwalts für ein breites Medienecho gesorgt. Der als "Tyrannenjäger" bekannte spanische Jurist Baltasar Garzón soll den Australier verteidigen. Der Spanier hatte unter anderem vor 14 Jahren den ehemaligen chilenischen Diktator Augusto Pinochet angeklagt.

Assange hatte in der Botschaft Ecuadors Asyl beantragt, um seine Auslieferung nach Schweden zu verhindern. Dort soll er zwei Frauen sexuell belästigt und in einem Fall sogar vergewaltigt haben. Assange bestreitet dies vehement und behauptet, die Vorwürfe seien erfunden, um von Schweden in die USA abgeschoben werden zu können. Dort droht ihm wegen zahlreicher Veröffentlichungen von US-Militärgeheimnissen auf der von ihm gegründeten Enthüllungsplattform WikiLeaks der Prozess.

Assanges Anwalt Garzon bekräftigt die Verteidigungslinie: "Wir sind sehr besorgt, was mit ihm passieren wird. Seine Situation wird zu einem politischen Zweck benutzt. Der Grund ist die hervorragende Arbeit, die er mit seiner Organisation geleistet hat, um korrupte Missbräuche an den Pranger zu stellen."

In den nächsten 14 Tagen wollen die ecuadorianischen Behörden entscheiden, ob sie dem Asyl-Antrag Assanges stattgeben, bestätigte Außenminister Patino. Zuerst wolle man das Ende der Olympischen Spiele am 12. August abwarten.

Dass Assange ausgerechnet in Ecuador politisches Asyl beantragen will, besitzt eine gewisse politische Brisanz. Internationale Presse- und Journalistenverbände sowie lokale, unabhängige Medien werfen Ecuadors Präsident Rafael Correa vor, die Pressefreiheit in seinem Land gezielt untergraben zu wollen. Christine Assange zeigte sich dennoch davon überzeugt, dass in Ecuador "der Präsident und seine Mitarbeiter die beste Entscheidung treffen".