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Asthma ist bei Kindern häufigste chronische Erkrankung

Von Petra Tempfer

Wissen

Verharmlosung verhindert Therapie. | Das kleinste Raucherzimmer: Uterus. | Wien. Wehrlos sind sie den Belastungen der Umwelt ausgesetzt: Kinder reagieren besonders sensibel, ihre Atemwege sind noch eng und daher anfällig für die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter: Asthma bronchiale, eine Entzündung der Bronchialschleimhaut.


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Obwohl therapeutische Leitlinien existieren, ist eine zufriedenstellende Asthmakontrolle noch nicht erreicht- die Zahl der Erkrankungen steigt sogar. Welche Maßnahmen für eine zielführende Therapie nötig sind, wurde auf einer Pressekonferenz des AstraZeneca Presseclubs am Donnerstag diskutiert.

"Lost in Translation" betitelt Maximilan Zach, Leiter der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Pulmonologie und Allergologie der Med-Uni Graz, den Umgang mit Asthma bei Kindern. Die internationalen Leitlinien für eine optimale Therapie seien von hoher Qualität, die Umsetzung funktioniere aber nicht immer.

Daher sollten Ärzte regelmäßig geschult werden. Manche neigen zu "Verniedlichungs-Diagnosen", indem sie Asthma bronchiale etwa mit spastischer Bronchitis umschreiben, was jedoch zu falscher Medikation führt. Auch bei den Eltern sieht Zach einen Kritikpunkt: Einige unterschätzen die Asthmaerkrankung ihres Kindes, was eine optimale Therapie verhindert.

Vom Heuschnupfenzum Asthma

Der Kinderarzt Rudolf Schmitzberger sieht eine Arznei nur dann sinnvoll eingesetzt, wenn sie in ausreichender Dosis an den Wirkungsort kommt. Gegen Asthma empfiehlt er eine Langzeittherapie mit inhalativen Cortisonpräparaten. "Jedes Kind hat sein eigenes Asthma", sagt der Mediziner und betont die Wichtigkeit "richtig eingestellter" Medikamente.

Genauso wesentlich sei laut Schmitzberger eine regelmäßige Kontrolle der Lungenfunktion, vor allem auch nach Abklingen der Symptome oder wenn noch gar keine akute Erkrankung diagnostiziert wurde. Eine gewisse Allergiebereitschaft in der Familie sei meist Ursache für den Ausbruch: Ein harmloser Heuschnupfen könne leicht in Asthma übergehen.

"Akute Atemnot steht in enger Beziehung mit der Belastung durch Feinstaub", sagt Manfred Neuberger, Leiter der Abteilung für Allgemeine Präventivmedizin an der Uni Wien. Vor allem das Passiv-Rauchen von Babys nach der Geburt beeinflusse stark die Lungenfunktion- noch schädlicher sei jedoch Rauchen während der Schwangerschaft. "Der Uterus ist das kleinste Raucherzimmer", meint Neuberger, "weil alle Schadstoffe der Zigarette über die Plazenta vom Ungeborenen aufgenommen werden."

Doch auch gegen Asthma gibt es Abhärtung: Bauernkinder, die im Stall früh mit Staub und Keimen in Berührung kommen, bauen ein stärkeres Immunsystem auf.

Weltweit leiden immer mehr Kinder an Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis, wie eine ISAAC-Studie ergab. "Eine Ursache kann die gesteigerte Aufmerksamkeit der Ärzte für diese Erkrankungen sein", erklärt Gerald Haidinger, Österreich-Beauftragter der Studie und Epidemiologe der MedUni Wien.