Zum Hauptinhalt springen

Asylberechtigte Mediziner willkommen

Von Karl Ettinger

Politik

Das Arbeitsamt Wien deckt mit 44 anerkannten Flüchtlingen auch Lücken bei Ärzten in den Bundesländern ab.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Österreichs bürokratische Mühlen mahlen. 61 anerkannte Flüchtlinge haben inzwischen die Nostrifizierung, die Anerkennung des ausländischen Medizinabschlusses in Österreich, geschafft. 44 davon stehen nun in einem Dienstverhältnis - meist in einem ärztlichen Turnus oder in einer Fachausbildung. Das zeigt die aktuelle Auswertung des Arbeitsmarktservice (AMS) Wien, deren Ergebnisse der "Wiener Zeitung" vorliegen. Für die Nostrifizierungen ist die Wiener Medizin-Uni zuständig.

Es ist ein Stück Willkommenskultur. Allein vier asylberechtigte Mediziner, die arbeitsberechtigt sind, wurden zuletzt vom Landeskrankenhaus Steyr in Oberösterreich aufgenommen. Weitere fanden in Braunau und Freistadt eine Beschäftigung, Das macht in Summe elf in Oberösterreich.

Zwölf anerkannten Flüchtlingen mit Medizinerausbildung wurde in der Bundeshauptstadt vom AMS ein einschlägiger Job vermittelt. Weitere sieben fanden in der Steiermark eine Mediziner-Arbeitsstelle. Nach Niederösterreich konnte das AMS Wien sechs asylberechtigte Ärzte vermitteln, vier nach Salzburg, zwei nach Tirol, je einen nach Vorarlberg und ins Burgenland. Nur Kärnten ist derzeit als einziges Bundesland ein weißer Fleck auf der Landkarte.

177 asylberechtigte Ärzte wurden seit 2015 betreut

Im Wiener AMS wird erwartet, dass asylberechtigte Mediziner mit Zeitverzögerung bisher offene Kassenarztstellen auf dem Land teilweise füllen können. Der Bedarf dafür sei da, wird im AMS Wien erläutert. Seit 2015 wurden 177 asylberechtigte Humanmediziner speziell betreut.

Der FPÖ-Klubobmann im Parlament, Walter Rosenkranz, hatte am Dienstag in einem Gastkommentar in der "Wiener Zeitung" gemeint, in absehbarer Zukunft sei kein Ärztemangel absehbar. Der Niederösterreicher verteidigte damit seine FPÖ-Parteikollegin Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein.

Daten der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse für das Heimatbundesland von Rosenkranz zeichnen ein anderes Bild. Bei Allgemeinmedizinern gibt es 760 Planstellen, darunter Gruppenpraxen, mit 823 Kassenärzten. Derzeit sind 15 Stellen unbesetzt. Bei den Fachärzten gibt es 494 Planstellen mit 548 Kassenärzten, 7,5 Stellen sind unbesetzt.

Bei den Zahnärzten ist die Zahl jener, die asylberechtigt und arbeitslos gemeldet sind, höher. Aktuell werden beim AMS Wien 67 Zahnärzte, die anerkannte Flüchtlinge sind, gezählt. Bei zehn ist inzwischen das Nostrifizierungsverfahren abgeschlossen. "In den Bundesländern gibt es sehr viel Bedarf bei den Zahnärzten", heißt es beim Wiener AMS.

Das Wiener Arbeitsamt war zuletzt auch für die Organisation der Jobbörse mit rund 1500 Asylberechtigten, die eine Stelle suchen, verantwortlich. Bundesweit soll das AMS gut 30.000 asylberechtigte Arbeitslose vermitteln. Daran hat die ÖVP-FPÖ-Bundesregierung Interesse, weshalb die Jobbörse in Wien in nicht einmal zehn Tagen auf die Beine gestellt werden musste. Seit dem Flüchtlingsansturm 2015 gab es aber schon 23 solcher Jobbörsen. Für Asylberechtigte sollen weitere in Oberösterreich und Tirol folgen. Bei der Wiener Jobbörse hat die "Wiener Zeitung" unter anderem einen asylberechtigten Tierarzt aus Syrien getroffen, der dringend irgendeinen Job gesucht hat.

Neos wollen Auskunft zuden Kosten der Jobbörse

Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker hat zur Jobbörse eine parlamentarische Anfrage an Sozialministerin Hartinger-Klein eingebracht. Er wundert sich, wie diese Aktion zur gleichzeitigen Kürzung der Mittel für den Arbeitsmarkt durch die Bundesregierung passt. Loacker fragt sich, ob die kurzfristig organisierte Jobbörse "mehr als eine reine Showpolitik" der Regierung gewesen sei.

Neben den Kosten begehrt er Auskunft von der Sozialministerin, wie hoch die Kosten für die Jobbörse sind. Weiters möchte Loacker wissen, welche Rolle die private Leiharbeitsfirma Trenkwalder bei der Jobbörse in Wien gespielt habe. Das Unternehmen war mit einem - gut besuchten - Stand in der Halle vertreten, wie ein Lokalaugenschein gezeigt hat. Beim AMS wurde auf Nachfrage betont, Trenkwalder sei nicht in die Organisation der Wiener Jobbörse eingebunden gewesen. Das habe das Wiener AMS erledigt.