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Asylwerber Khalid: Polizei bestätigt Tötungsdelikt

Von WZ Online, da, ag

Asyl
Khalid I. war 20 Jahre jung und wurde am Dienstag in einer Blutlache gefunden. Die Polizei schloss zunächst Fremdverschulden aus.

20-Jähriger Eritreer in jener Stadt getötet, die zuletzt als Pegida-Hochburg in Verruf geraten ist.


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Dresden. (da/ag) Spärlich waren Mittwochfrüh noch die Informationen zum Tod des Asylbewerbers Khalid I, der in einem Plattenbau im Dresdner Stadtteil Leubnitz-Neuostra zusammen mit sieben weiteren Flüchtlingen in einer "dezentralen Unterbringung" wohnte. Der 20 Jahre alte Eritreer wurde am Montagabend gegen 20 Uhr zum letzten Mal gesehen, erst Dienstagfrüh wurde er im Hof seiner Wohnsiedlung tot aufgefunden. Zeugenaussagen zufolge habe Khalid I. "an Hals und Schultern" Stichverletzungen gehabt. Zunächst hatte die Polizei erklärt, es gebe keine Hinweise auf ein Fremdverschulden.

Am Mittwochnachmittag bestätigte der Dresdner Polizeichef Dieter Kroll gegenüber der sächsischen Morgenpost "MOPO24": "Nach jetzigem Befund legen wir uns darauf fest, dass ein Messerstich ursächlich für die Verletzung verantwortlich ist. Wir schließen aus, dass es sich um einen Unfall handelt. Es ist ein Tötungsdelikt! Von vorsätzlichem Handeln ist auszugehen." Die Kriminalpolizei hatte nach der Obduktion der Leiche Gewissheit. Die Verletzungen sollen für die Polizisten, die den Tatort zuerst untersuchten, schwer als Messerstiche erkennbar gewesen sein.

Bereits am Mittwochnachmittag berichtete der "Spiegel Online" mit Verweis auf Ermittlerkreise, dass Khalid I. vermutlich an den Folgen einer Verletzung gestorben sei, die er sich nicht selbst zugefügt hat. "Ich warne dringend vor Spekulationen", sagte ein Sprecher der Polizei Dresden, der sich u den Verletzungen nicht äußern wollte.

Zu Zeiten von Pegida

Der Tod des jungen Mannes ist eine Tragödie, und er passiert zu einem Zeitpunkt, in dem der Tonfall gegenüber Ausländern spürbar rauer geworden ist. Von der sächsischen Landeshauptstadt aus startete Pegida, die "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes", ihre Kampagne - unter anderem auch gegen die "Überfremdung", wie Pegida-Initiator Lutz Bachmann sagt. Ein Zusammenhang zwischen der Tat und Pegida besteht derzeit nicht.

Dresden leidet unter Pegida

Das Image von Dresden leidet unter Pegida. Die konservative Bürgermeisterin Helma Orosz und Bürgerinitiativen wie "Dresden Nazifrei" und "Dresden für alle", versuchen gegenzusteuern. Erst am Wochenende demonstrierten 35.000 Personen vor der Dresdner Frauenkirche gegen Pegida.

Dass Flüchtlinge bei einigen Dresdnern keinen leichten Stand haben, zeigt nämlich der Rückzug des Eigentümers eines Hotels, 94 Flüchtlinge dort unterzubringen. Sie sollten im Hotel "Prinz Eugen" im Dresdner Stadtteil Laubegast einquartiert werden. Die Stadtteilinitiative "MeinLaubegast.de" hatte darauf hin eine Petition im Internet gegen die Umwidmung des Hotels durchführt: 5700 Menschen hatten unterschrieben, die Hälfte der Unterzeichner stammte nach Angaben der Gegenintitiative "Laubegast ist bunt" nicht aus Dresden. Zudem wurde der Eigentümer in sozialen Netzwerken bedroht sein Hotel wurde mit feindlichen Sprüchen beschmiert.

Hotelier bedroht, der Flüchtlinge unterbringen wollte

Der Hotel-Eigentümer habe sein Angebot "überraschend zurückgezogen", teilte die Stadt Dresden mit. Begründet habe er seine Entscheidung mit dem "massiven Widerstand der Bevölkerung". Der Wahlkreis Leuben/Laubegast habe die zweithöchste NPD-Wählerrate und sei damit "prädestiniert für Konflikte", erklärte die Bürgerinitiative ihre Ablehnung der Unterbringung. Einspringen könnte nun der Pächter des Airport-Hotels, er soll 25 Plätze angeboten haben.

Pegida hat weder zum Tod von Khalid I. noch zur gescheiterten Flüchtlingsunterkunft Stellung bezogen. Dafür gibt es nun die erste sozialwissenschaftliche Untersuchung der Pegida-Demonstranten. Der typische Teilnehmer an einer Kundgebung ist 48 Jahre alt, männlich, gut ausgebildet und verfügt über ein vergleichsweise gutes Einkommen. Einer Konfession oder Partei gehört er nicht an - und er stammt aus Dresden oder Sachsen.

Hauptmotiv für Pegida-Teilnahme: Politische Unzufriedenheit

Hauptmotiv für die Teilnahme wurde die generelle Unzufriedenheit mit der Politik genannt. An zweiter Stelle wird die Kritik an Medien und Öffentlichkeit genannt; an dritter Stelle folgen grundlegende Ressentiments gegenüber Zuwanderern und Asylbewerbern. Das hat ein Team der Politikwissenschafter Hans Vorländer von der TU Dresden in einer am Mittwoch vorgestellten Untersuchung herausgefunden. Befragt wurden 400 Demo-Teilnehmer. Repräsentativ sind die Angaben aber nicht: Denn 65 Prozent der Angesprochenen wollten nicht an der Befragung teilnehmen.

Initiative "Dresden Nazifrei"
Facebook-Seite "Dresden für alle"
Stadtinitiative "MeinLaubegast.de"