Wir atmen ohne nachzudenken. Nur wenn wir außer Atem sind, werden wir uns dieses lebenswichtigen Vorgangs bewusst und schöpfen Luft. Dabei steigert richtiges und intensives Atmen die Lebenskraft und stärkt gleichzeitig die Immunkräfte.
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Ein Vorgang, der viele tausend mal am Tag geschieht: Wir öffnen Nase oder Mund, holen Luft und blasen sie wieder aus. Ein natürliche, unwillkürliche Körperfunktion, deren sich nur die wenigsten bewusst sind.
"Dabei ist Atmung mehr als nur die Aufnahme von Sauerstoff," weiß Sylvia Hartl, Oberärztin am Pulmologischen Zentrum Baumgartner Höhe in Wien und wünscht sich mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Richtiges, intensives Atmen steigere nicht nur die Lungenkapazität und die Lebenskraft, sondern sei gleichzeitig eine gute Vorbeugung gegen Infektionen und anderen Krankheiten.
Gefangen im Alltagsstress neigen Menschen vor allem der westlichen Hemisphäre zu einer sehr flachen Atmung. "Begünstigt wird dieses oberflächliche Luftholen durch die meist sitzende Stellung in Beruf und Freizeit", erklärt Hartl. Dabei werden die unteren Lungenteile, die sogenannten Basen, zu wenig entlastet. Gerade für "Büromenschen" empfiehlt es sich, deshalb mehrmals am Tag vom Schreibtisch aufzustehen und tief durchzuatmen.
"Jede Art von Bewegung fördert eine intensive Atmung und verbessert auch die Kapazität der Lunge", warnt Hartl vor Ausreden. Das müsse nicht immer eine sportliche Tätigkeit im Freien oder gar in den Bergen sein. Sauerstoff gebe es - trotz Abgasen und Ozon - auch in geschlossenen Räumen und in der Stadt in ausreichendem Maß.
Trockene Luft, wie sie oft in überheizten Räumen steht, gilt als besonders schlecht für die empfindlichen Flimmerhärchen der Lunge. Hartl empfiehlt mehrmals am Tag das Fenster zu öffnen, ein sogenanntes "Stoßlüften". Vorsicht sei allerdings an kalten Tagen bei Menschen mit überempfindlichen Bronchien angebracht.
Energieaustausch
Bei fernöstlichen Kulturen ist das Bewusstsein um die Bedeutung des Atmens weit stärker verbreitet als bei uns. Swami Shyamananda, Leiter des Yogazentrums Sivananda in Wien übt mit seinen Schülern verschiedene Arten der Bauchatmung. "Mit dem richtigen Atmen, Pranayama, nehmen wir nicht nur Sauerstoff, sondern auch die feinstofflich kosmische Energie auf", erklärt Shyamananda.
Verbunden mit der richtigen Körperhaltung steige beim Pranayama der Energieaustausch zwischen physischem Körper und Astralkörper, man fühle sich wohler und gesünder. Für ihn als Yogi ist das richtige Atmen Teil einer gesamtheitlichen Lebenseinstellung. Zu dieser gehört neben dem richtigen Atmen und den richtigen Körperübungen die richtige Entspannung, die richtige Ernährung sowie positives Denken und Meditation.
Atemlosigkeit als erste Anzeichen für Krankheit
Wie schädlich sich ein mangelndes "Atem-Bewusstsein" bei vielen Menschen auswirkt, erklärt Pulmologin Hartl an einem anschaulichen Beispiel: "Wenn wir außer Atem geraten, finden wir sogleich 100 Erklärungen dafür: mangelnde Fitness, zu schnell gelaufen, zu viel Gewicht, zu viel geraucht und ähnliches. Als Resultat reduzieren wir unsere Anstrengungen ohne auch nur zu überlegen, ob die verminderte Leistungsfähigkeit nicht eine beginnende Krankheit sein könnte." Atemwegs- und Lungenerkrankungen seien deshalb so gefährlich, weil sie nicht schmerzen. Der Körper werde still und unbemerkt geschädigt, so Hartl.
Untermauert wird Hartls Beobachtung von der Statistik. Diese vermerkt ein starkes Ansteigen bei Atemwegserkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Bronchitis und Asthma. Raucher müssen etwa von einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit ausgehen, früher oder später an einem schweren Lungenleiden zu erkranken (20 Prozent der leichten Raucher, 35 Prozent der starken Raucher). Volkswirtschaftlich gesehen sind Atemwegs- und Lungenerkrankungen die teuersten Erkrankungen überhaupt.
Hartl dazu: "Sie reduzieren unsere Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz um gut 50 Prozent und sind zudem Spitzenreiter bei Krankenstandstagen". Unerklärlich und unvernünftig sei es daher, dass die Messung der Atemflüsse immer noch nicht Teil der Gesundenuntersuchung geworden sei, appelliert Hartl an ein Umdenken in der Gesundheitspolitik.
Selbstcheck
Beantworten Sie eine dieser Fragen mit "Ja", dann empfiehlt sich ein baldiger Besuch beim Lungenfacharzt:
- Kommen Sie rasch (auch bei geringer Belastung) außer Atem?
- Haben Sie Gewohnheiten, von denen Sie wissen, dass sie der Lunge schaden können (Rauchen, etc.)?
- Sind Sie im Alltag mit Schadstoffen konfrontiert (Arbeitsplatz: Staub etc.)?
- Quält Sie häufig ein länger als zwei Wochen andauernder Husten?
- Gibt es eine entsprechende Veranlagung in Ihrer Familie (Lungenerkrankung)?
Infos+Links:
http://www.frei-atmen.com/
http://www.medhost.at/org/oelu/
http://www.oeglut.at/
http://www.atemschule.at oder Tel. 01/979 85
http://www.sivananda.org/vienna