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Maria Scharapowa gehört nicht gerade zu den leisen Athletinnen im Tennissport. Wer am Montag bei der Achtelfinalübertragung der French Open in Paris genau hingehört hat, konnte es wieder unweigerlich vernehmen: das markante Stöhnen der Russin bei Aufschlag und Top-Spin-Returns. Bis zu 101 Dezibel wurden bei Scharapowa bereits gemessen, überflügelt wurde sie in Sachen "Grunting", wie das expressive Atmen im Moment des Ballkontakts auch genannt wird, bisher nur von der Portugiesin Michelle Larcher de Brito mit 109 Dezibel. Da konnten selbst Stöhnpionierin Monica Seles (93,2) und Serena Williams (88,9) nicht mithalten.
Über Sinn und Unsinn dieser Praxis lässt sich freilich streiten. Während die einen im Stöhnen ein Instrument für eine höhere Energieübertragung und bessere Atemkontrolle erkennen, führen andere den möglichen negativen psychologischen Effekt, den das Geschrei beim Gegner auslösen kann, ins Treffen. Grunting störe die Konzentration und überlagere außerdem das Eigengeräusch des Balles, womit dem Gegenüber die Reaktion erschwert werde.
Bisher sind alle Versuche, dem lautstarken Geheul auf dem Platz durch ein "Stöhnverbot" Einhalt zu gebieten, trotz namhafter Fürsprecher wie Boris Becker gescheitert. Und das ist auch gut so. Verbote im Sport sind immer irgendwie problematisch, vor allem dann, wenn sie sich nur schwer exekutieren lassen. Eine mehrstündige Tennispartie in Mittagshitze, in der die Spieler keinen einzigen Mucks machen dürfen? Das ist illusorisch. Eine gewisse Geräuschkulisse gehört nun einmal zum Tennis dazu. So auch Scharapowas Gestöhne.
Übrigens: Das Spiel in Paris hat sie verloren. Da konnten ihr auch 100 Dezibel nicht helfen.