Anhebung des Pensionsalters auf generell 65 Jahre. | Private Vorsorge stark unterentwickelt. | Athen. Bis 2013 muss Griechenland wegen seines riesigen Staatsdefizits und der drückenden Schuldenlast in Summe 30 Milliarden Euro einsparen. Durch den Druck der EU und des Währungsfonds sieht sich die Regierung gezwungen, so gut wie überall den Rotstift anzusetzen. Auch die Pensionisten bleiben nicht ungeschoren, ihnen werden große Opfer abverlangt.
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Eine Pensionsreform mit harten Einschnitten ist seit Mitte Juli fix. "Bis 2015 werden die gesetzlichen Renten schrittweise um sieben bis 15 Prozent gekürzt, vereinzelt sogar um 20 Prozent", sagt Athina Dretta, Generalsekretärin des Sozialministeriums. Eine bittere Pille: Denn schon bisher mussten rund zwei Drittel der Pensionisten mit einer kargen monatlichen Rente von 700 bis 800 Euro ihren Lebensabend bestreiten.
Was ihre soziale Situation noch verschärft: Private Vorsorge über Lebensversicherungen ist in Griechenland stark unterentwickelt. Während jeder Österreicher dafür im Schnitt monatlich 143 Euro aufwendet (in der gesamten EU sind es knapp 200 Euro), liegen die Beiträge der Hellenen nur bei 35 Euro, wie es bei einem Pensionssymposium der Raiffeisen Versicherung hieß.
Finanznot bei Kassen
Um die zugespitzte Lage bei den Pensionisten künftig zu entschärfen, will die Regierung den Aufbau einer betrieblichen Altersvorsorge in Angriff nehmen. Aber erst später, so Dretta, weil hier "wegen des Sparkurses momentan keine steuerlichen Anreize möglich sind".
Worunter das griechische Rentensystem besonders leidet: Auf einen Pensionisten kommen derzeit gerade einmal 1,7 Erwerbstätige. Deshalb haben viele staatliche Kassen akute Finanzprobleme. Damit das Beitragsaufkommen gehoben wird, hat Athen der im Land weit verbreiteten Schwarzarbeit den Kampf angesagt. Ein schweres Unterfangen angesichts einer misslichen Konjunktur und einer Arbeitslosenrate von elf Prozent.
Einer der Kernpunkte der Pensionsreform ist auch die Erhöhung des Pensionsalters von 58 auf 65 Jahre. Frauen sind Männern künftig gleichgestellt und sollen ebenfalls erst mit 65 Jahren in den Ruhestand treten. Im staatlichen Sektor, wo rund eine Million Menschen (insbesondere Beamte) arbeiten, konnten Frauen bisher oft schon mit 55 Jahren pensioniert werden.
Trotz landesweiter Proteste ist Dretta überzeugt, dass die Bevölkerung neben den anderen Sparpaketen auch die Pensionsreform mittragen wird. Zu einem Probelauf für die Regierung würden die Gemeinde- und Regionalwahlen im November, meint dazu Österreichs Botschafter in der Hauptstadt Athen, Michael Linhart.