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Athener Politiker am Pranger

Von Takis Tsafos

Europaarchiv

Sexskandal erschüttert Vertrauen in Parteien. | Athen (dpa). Einen Monat nach Aufdeckung eines Sexskandals scheint das politische System Griechenlands ins Wanken geraten zu sein: Erstmals seit Jahrzehnten bekunden laut Umfragen weniger als 60 Prozent der Bürger Vertrauen in die beiden großen Parteien, die regierende konservative Nea Dimokratia und die oppositionelle Panhellenische Sozialistische Bewegung. Bisher kamen sie stets auf mehr als 80 Prozent der Wählerstimmen.


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Noch schlimmer sieht es für Premier Kostas Karamanlis aus. Mehr als die Hälfte der Bürger halten ihn für unfähig, Korruption und Vetternwirtschaft im Land zu bekämpfen.

Hintergrund ist der Selbstmordversuch des Ex-Generalsekretärs im Kulturministerium, Christos Zachopoulos. Der 53-Jährige - ein enger Freund Karamanlis - hatte sich Ende Dezember aus dem vierten Stock seiner Wohnung gestürzt und schwer verletzt überlebt. Die Ermittlungen ergaben, dass er mit einem Sex-Video erpresst worden war, auf dem er mit seiner Sekretärin zu sehen war.

Journalisten sollen von der Erpressung seit Monaten gewusst haben. Mindestens zwei Regierungsabgeordnete sollen Verlegern von Boulevardzeitungen die Einstellung von Verfolgungen wegen Geldwäsche versprochen haben, wenn sie den Skandal verheimlichen.

Karamanlis scheint machtlos zu sein. Er verfügt nur über eine hauchdünne Mehrheit von 152 der 300 Stimmen im Parlament. Sollte er die beiden Abgeordneten feuern, die in den Skandal verwickelt sein sollen, würden Neuwahlen unausweichlich werden.