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Der Ätna, der derzeit mit einer beeindruckenden Eruptionstätigkeit wieder einmal besiedelte Gebiete bedroht, gilt als einer der bestdokumentierten Vulkane der Welt. Erste Berichte über Ausbrüche reichen bis in die Zeit von 1.500 vor Christi zurück. Trotzdem birgt der Ätna noch viele Geheimnisse.
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Etwa 20 Kilometer unter der Vulkanspitze, die aus insgesamt vier Kratern besteht, liegt nach Ansicht der Wissenschaftler eine Magmazone, die 1.600 Kubikkilometer umfasst. Das ist mehr als das Vierfache des derzeitigen Ätna-Massivs (360 Kubikkilometer). Neben den Hauptkratern dringt die zähflüssige Lava immer wieder durch Seitenspalten aus dem Berg. Seismische Bewegungen des Ätna-Massivs ermöglichen es der Lava, durch radiale Linien immer wieder an den Berghängen auszutreten wie dieser Tage oberhalb der Ortschaft Nicolosi.
Die Ausbrüche können binnen weniger Tage zu Ende sein, manchmal aber auch Monate und Jahre dauern. Der längste Ausbruch des Ätna, der dokumentiert ist, dauerte von 1614 bis 1624. Mehr als ein Kubikkilometer Lava ergoss sich damals über die Bergflanken. Im Gegensatz zu den Erdbeben in der Zone, die oft zehntausende Opfer forderten, kamen bei den Vulkanausbrüchen nur wenige Menschen zu Schaden, da die Lava so langsam fließt, dass sich die Gefährdeten in Sicherheit bringen können.
Im August 1381 erreichte ein Lavafluss aus einer Spalte in nur 350 bis 450 Meter Seehöhe das Meer im Norden Catanias. Erst knapp 300 Jahre später, während eines Ausbruchs, der vom 11. März bis zum 15. Juli 1669 dauerte, sollte die Provinzhauptstadt wieder bedroht werden. Diesem Ausbruch war ein Erdbeben vorausgegangen, das die Ortschaft Nicolosi zerstörte. Dem Lavastrom fielen 16 Ortschaften zum Opfer. Er drang auch durch die Stadtmauern Catanias. Durch Ableitungsmassnahmen gelang es den Bürgern Catanias, einen Großteil der Stadt zu retten. Auf einem Fresko in der Kathedrale von Catania ist der damalige Ausbruch dargestellt.
Weil die Bürger von Paterno, einem Nachbarort Catanias, befürchteten, durch die umgeleitete Lava zu Schaden zu kommen, wurde damals ein Gesetz erlassen, das Lava-Umleitungen verbot. Es blieb bis 1983 in Kraft. Trotz des enormen Umfangs des Ausbruchs - der Lava-Strom erreichte eine Länge von 17 Kilometern - gab es keine Menschenopfer zu beklagen. 54.000 Tote - zwei Drittel der Einwohner Catanias - forderte hingegen ein Erdbeben 24 Jahre später.
50 Menschen wurden bei einem Ausbruch im November 1843 in Bronte getötet.
Durch einen großen Aussbruch an der Ostflanke des Ätna zwischen 2. und 20. November 1928 wurde die Ortschaft Mascali vollständig zerstört. Menschenopfer waren aber nicht zu beklagen.
Durch Eruptionen wurde 1971 das Observatorium zerstört. 1981 war die Ortschaft Randazzo bedroht. 1983 gab es Zerstörungen im Bereich der Touristenstation Rifugio Sapienza. Beim Ausbruch zwischen Dezember 1991 und März 1993 war die Stadt Zafferana bedroht.