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Atomkraft - Nein danke!

Von Gerald Jatzek / WZ Online

Politik

Vor 30 Jahren, am 5. November 1978, lehnten die Österreicher bei einer Volksabstimmung mit der knappen Mehrheit von 50,47% die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Zwentendorf (AKW) ab. Das Ergebnis löste allgemeines Erstaunen aus, da sich SPÖ, Industrie, E-Wirtschaft und Gewerkschaft klar für die Nutzung der Atomkraft ausgesprochen hatten. ÖVP-Obmann Josef Taus war zwar für das AKW, hoffte jedoch aus taktischen Gründen auf viele Stimmen gegen das Projekt. Er wollte damit Bundeskanzler Kreisky (SPÖ) zum Rücktritt zwingen.


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Die zwiespältige Haltung der ÖVP, deren Wirtschaftsflügel und wichtige Exponenten Zwentendorf positiv gegenüberstanden, gab zwar den Ausschlag bei der Abstimmung, die Mobilisierung der Gegner erfolgte jedoch durch zahlreiche kleine und mittlere Initiativen. Während in Wien vorwiegend linke Gruppen aus dem studentischen Bereich in der Wiener Organisation gegen Atomkraftwerke (WOGA) tätig waren, engagierten sich in Westösterreich eher konservative Umweltschützer wie der Österreichische Naturschutzbund.

In der Initiative Österreichischer Atomkraftwerksgegner (IÖAG) waren auch die Jugendorganisationen der SPÖ und der ÖVP sowie oppositionelle Gewerkschafter, etwa der Gewerkschaftlichen Einheit (GE), organisiert. Dazu kamen zahlreiche berufsmäßig organisierte Initiativen wie Ärzte gegen Atomkraft, Krankenschwestern gegen AKW etc. Die einzige Partei, die sich klar gegen Zwentendorf aussprach, war die FPÖ, die damals freilich nur bei etwa 6 Prozent der Stimmen stand (1975: 5,4%, 1979: 6,1%).

Am 7. Juli 1978 beschloss der Nationalrat das Bundesgesetz zur friedlichen Nutzung der Kernenergie und setzte für den 5. November eine Volksabstimmung darüber fest. Alle Umfragen deuteten klar auf eine Annahme des Gesetzes hin. Das Volk spielte allerdings nicht mit: Ab dem Sommer 1978 gab es in Österreich kaum Jugendliche, die nicht mit dem gelben Logo Atomkraft - Nein danke! als Anstecker oder Aufkleber unterwegs waren.

Bundeskanzler Bruno Kreisky warf schließlich sein persönliches politisches Schicksal in Waagschale und gab bekannt, er wolle im Falle eines Votums gegen das Kraftwerk zurücktreten. Die Gegner bezeichnete er als "ein paar Lausbuben". Nachdem die Abstimmung mit einem hauchdünnen Sieg der Gegner endete, blieb Kreisky jedoch im Amt und feierte bei der Nationalratswahl 1979 mit 51,0% sein bestes Ergebnis.

Zu den Folgen der Abstimmung gehört neben dem "Atomsperrgesetz*, das die Nutzung der Atomkraft in Österreich untersagt, die Entwicklung der Ökologiebewegung in Österreich und in der Folge die Bildung der Grünen als politischer Partei. Deren erste Klubchefin, Freda Meissner-Blau, hatte gemeinsam mit ihrem Mann Paul Blau zu den Zwentendorf-Gegnern der ersten Stunde gehört.

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