Minister Röttgen besucht deutsches Endlager Gorleben. | Berlin. Ums Eck lagert Gift. 102 Spezialbehälter mit hochradioaktivem Müll stehen in der Halle in Gorleben, die sich eingezäunt und bewacht ein paar Meter entfernt vom Erkundungsbergwerk befindet. Hier im Nordosten des Bundeslandes Niedersachsen könnte in ein paar Jahren ein Endlager für Atommüll entstehen. Bisher gibt es auf der ganzen Welt noch keines.
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"Das ging schnell abwärts", sagt Norbert Röttgen und steigt aus dem Fahrstuhl. Auf 840 Meter ist es den Salzstock hinuntergegangen. Der Umweltminister und stellvertretende CDU-Vorsitzende trägt weiße Bergwerkskluft und einen Helm. Röttgen sieht sich zum ersten Mal das Bergwerk an. Dass es auf seine Tauglichkeit als Endlager weiter erkundet werden soll, hat er bereits beschlossen: Ende Oktober ist der zehnjährige Baustopp aufgehoben worden. Das Moratorium hatte die damalige rot-grüne Regierung festgesetzt. Bevor in Gorleben weitergearbeitet werde, so die Auffassung, sollten zuerst einmal verbindliche Kriterien aufgestellt werden, welche Anforderungen ein Endlager überhaupt erfüllen soll.
Röttgen hört zu und nickt: "Letztendlich ist die Frage, ob diese Salzstruktur geeignet ist, die Sicherheit zu gewährleisten", sagt Wolfram König, Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, gerade. König führt zu einer schwarz gefärbten Stelle: Kohlendioxid. Ob das gefährlich ist? Das muss erst untersucht werden - ebenso, ob Wasser eintritt wie es im maroden Atommülllager Asse der Fall ist. Eine Million Jahre muss das Gift sicher lagerbar sein, lautet die wissenschaftliche Vorgabe.
Zweifel an Sicherheit
"Bei der Ausarbeitung des Erkundungsprogramms möchte ich bürgerschaftliche Mitentscheidung", sagt Röttgen anschließend in einer Pressekonferenz in der Werkskantine. Was das genau heißt, lässt er offen. Die Anrainer sind so oder so nicht gut auf Röttgen zu sprechen: Gorleben halten viele nicht für sicher. Warum zieht der Minister neben Gorleben nicht auch andere Standorte in Betracht? Röttgen sagt, das tue er. Es sei ein "offenes Verfahren" in Gorleben. Stelle sich ein "K.o-Kriterium" heraus, suche man nach einem anderen möglichen Lager. "Dann vergeht doch noch mehr Zeit, dann wird noch mehr Geld verplempert", ruft Wolfgang Wiegreffe, Bürgermeister von Trebel, einer Gemeinde nahe der Erkundungsstätte.
Auch seine Amtsvorgänger, Sigmar Gabriel von der SPD und Jürgen Trittin von den Grünen, hätten nicht nach anderen Standorten gesucht, sagt Röttgen. Das allerdings ist nur ein Teil der Geschichte: Das während des Moratoriums erarbeitete Endlagersuchgesetz von Rot-Grün schaffte es nicht mehr ins Parlament zur Abstimmung - Kanzler Schröder hatte die Koalition aufgekündigt. Gegen eine alternative Standortsuche sträuben sich vor allem Bayern und Baden-Württemberg. Hier nämlich gibt es Ton- und Granitvorkommen. Beides käme für eine Lagerung in Frage.