Neues Gesprächsangebot der Mullahs. | EU über Hinhaltetaktik empört. | Teheran/Wien. Im Atomstreit mit dem Westen wird es für Teheran eng: Obwohl Irans Außenminister Manouchehr Mottaki den Vertretern der UN-Vetomächte und Deutschlands ein neues Gesprächsangebot vorgelegt hat, platzt dem Westen schön langsam der Kragen. Nach Ansicht der USA sind die Perser nämlich schon bald zum Bau einer Atombombe in der Lage - nicht nur für Washington ist das eine Horrorvision.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Dass die iranische Führung mit ihrem neuen Angebot signalisiert, mit allen einflussreichen Ländern der internationalen Gemeinschaft zu verhandeln, beruhigt den Westen nicht. Im Gegenteil: Die EU erklärte, Teherans Hinhaltetaktik nähre nur die Zweifel an der wahren Natur seines Atomprogramms und Washington äußerte sich ebenfalls "ernsthaft besorgt". Der jüngste Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) habe gezeigt, dass das Land "sehr bald oder bereits jetzt" genug niedrig angereichertes Uran für eine Atombombe habe, erklärte US-Botschafter Glyn Davies in Wien. Laut IAEO verfügt Teheran bereits über 1430 Kilogramm niedrig angereichertes Uran - zwischen 1000 und 1700 Kilogramm sind Experten zufolge für den Bau einer Atombombe nötig.
Hardliner am Ruder
Der scheidende IAEO-Chef Mohamed ElBaradei appellierte an Teheran, "ohne Vorbedingungen" auf das Gesprächsangebot von US-Präsident Barack Obama einzugehen. Die innenpolitische Entwicklung Irans deutet freilich auf kein Einlenken Teherans hin: In der zweiten Periode von Präsident Mahmoud Ahmadinejad haben jene Kräfte im Iran, die sich bewusst gegen den Westen stellen, die Oberhand. Die Äußerungen des iranischen Armeechefs Hassan Firouzabadi belegen das: Sollten die Europäer ihre Unterstützung der Unruhestifter im Iran nicht beendeten, dürften sie nicht mit am Verhandlungstisch sitzen, so der Militär.
Da US-Präsident Barack Obama dem Iran eine Frist bis zum 15. September gesetzt hat, zu kooperieren, wird das Thema beim G20-Gipfel in Pittsburgh Priorität haben. Einen Tag zuvor, am 23. September, wird Ahmadinejad vor der UN-Vollversammlung sprechen. Fazit: Das bisherige Spiel Irans auf Zeit, und somit mit dem Feuer, wird weitergeführt.