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Atomstreit: Teheran provoziert

Von WZ Korrespondent Arian Faal

Politik

Moskau soll im Konflikt vermitteln. | Aussicht auf Einigung minimal. | Teheran. Im Atomkonflikt zwischen dem Westen und Teheran lehnt sich die iranische Seite weit aus dem Fenster: Sie kündigte am Dienstag an, bisher ausgesetzte Projekte zur Produktion von atomaren Brennstoffen am 9. Jänner wieder aufzunehmen.


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# Iran beschwichtigt

Das Moratorium habe die Weiterentwicklung auf diesem Gebiet in den vergangenen 18 Monaten erheblich in Rückstand gebracht, erklärte der stellvertretende Leiter der iranischen Atomenergiebehörde, Mohammad Saidi. Dies sei nicht länger hinnehmbar. Von dem Beschluss Teherans wurde die Internationale Atomenergiebehörde IAEA informiert. Mohammed Saidi machte zwar keine Angaben zur Art der Forschungsarbeiten, stellte aber klar, dass keine Entscheidung getroffen worden sei, die Urananreicherung aufzunehmen.

Der angekündigte Schritt stieß im Westen umgehend auf Kritik: Frankreich forderte den Iran auf, sein Atomprogramm nicht wieder aufzunehmen. Die EU hatte im November als Voraussetzung für weitere Verhandlungen über das iranische Atomprogramm von Teheran eine "vollständige Aussetzung sämtlicher Aktivitäten bezüglich des Brennstoffkreislaufs" verlangt.

Russland wird erstmals offiziell in seine Rolle als "Mediator" im Atomstreit schlüpfen. Eine russische Delegation soll am kommenden Samstag zu Gesprächen in die iranische Hauptstadt reisen. Im Mittelpunkt der Beratungen steht der russische Kompromiss zur Urananreicherung in einer gemeinsamen Anlage. Die Aussichten auf Einigung stehen jedoch schlecht, da der Iran weiterhin auf Anreicherungen im eigenen Land besteht. Teheran hat stets versichert, die Uran-Anreicherung diene nur der zivilen Nutzung. Der Iran hat allerdings indirekt zugegeben, nunmehr in der Lage zu sein, spaltbares Uran-235 anzureichern - ein Material, das für den Bau von Atombomben verwendet werden kann.

Unterdessen hat die türkische Regierung Berichte zurückgewiesen, wonach US-Präsident George W. Bush die Türkei um die Erlaubnis zur Nutzung von Militärstützpunkten für den Fall eines Luftangriffs auf den Iran gebeten hätte. "Diese Spekulation hat nichts mit der Realität zu tun", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Ankara.