Atrium-Tochter tätigte angeblich Scheingeschäfte in der Türkei. | Strafanzeige durch Istanbuler Hotel-Investor. | Wien/Istanbul. Dem Immobilienentwickler Atrium European Real Estate (ehemals Meinl European Land - MEL) droht nun Ungemach aus der Türkei. Vergangene Woche kam es in Istanbul wegen Betrugverdachts zur Verhaftung von drei türkischen Atrium-Managern.
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Sie arbeiten für eine Projektgruppe der türkischen Tochtergesellschaft MEL 2, die mit dem Bau eines Einkaufszentrums samt Luxushotel an der Schwarzmeerküste betraut war. Einem Vertrag vom Frühjahr 2008 zufolge sollte der Immobilienentwickler bis Oktober 2009 in der Küstenstadt Samsun ein 5-Sterne-Hotel errichten und dem Betreiber, der MV Holding, übergeben.
Weil bis dato für das Bauprojekt zwar ein Millionenbetrag kassiert, der Bau aber nie in Angriff genommen wurde, brachte der türkische Milliardär und MV-Holding-Chef Murat Vargi eine Strafanzeige gegen die Atrium-Manager ein. Der Vorwurf: Zweck der türkischen Atrium-Firma sei es gewesen, den Schein zu erwecken, dass sie in verschiedenen Ländern investiere. Somit könne sie den Firmenwert von Atrium fiktiv erhöhen und hätte die Möglichkeit, die Aktien zu höheren Preisen zu verkaufen.
Zudem fordert die MV Holding rund 40 Mio. Euro ein, ein gewichtiger Brocken davon entfällt auf den Ausfall möglicher künftiger Gewinne. In den Forderungen enthalten sind aber auch getätigte Vorauszahlungen. Für den Grundstücksteil, auf dem das Hotel entstehen sollte, habe man 2,5 Mio. Euro bezahlt, dazu kämen Projektierungskosten in gleicher Höhe, so der türkische Geschäftspartner. Weiters wurde eine 22 Mio. Euro Bankgarantie abgegeben, die nie retour kam.
Mehrere schriftliche Verwarnungen - Atrium hat mittlerweile mit der israelischen Gruppe Gazit Globe und einem Fonds der Citibank neue Hauptaktionäre - blieben unbeantwortet.
Weitere Scheinprojekte?
Während die drei Atrium-Manager, mit Ausreisebeschränkungen, wieder auf freiem Fuß sind, setzt die türkische Behörde die strafrechtliche Prüfung fort. Neu hinzugekommen sind dabei Brückenschläge zu Georgien, Polen und Bulgarien. Laut türkischen Medien berichten auch dort Geschäftsleute von angeblich ähnlichen Fällen, bei denen Atrium der Drahtzieher sein soll. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.