Die österreichischen Exporte nach Kanada würden die Unterschiede in der Markt- und Preissituation sowie im Konsumentenverhalten der beiden Länder widerspiegeln, erklärt Österreichs Handelsdelegierter in Toronto, Gerhard Müller. Etwa 85% der Lieferungen umfassen Investitionsgüter und Industriezulieferungen, während Konsumgüter nur mit einem Anteil von 15% zum Gesamtvolumen beitrugen. Dies verdeutliche auch Österreichs Kompetenz im Maschinenbau.
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Von Jänner bis September 2000 betrug der Gesamtwert der österreichischen Exporte nach Kanada 4,958 Mrd. Schilling (plus 24,1%), die Importe aus Kanada erreichten 4,766 Mrd. Schilling (plus 65,7%).
Mit 3,3 Mrd. Schilling (plus 25,1%) hielten dabei die Lieferungen von österreichischen Maschinen und Fahrzeugen zwei Drittel der Gesamtexporte. Zur Zeit stünden etwa 1.000 österreichische Firmen in regelmäßigen Geschäftsbeziehungen mit kanadischen Unternehmen. Über 50 österreichische Tochtergesellschaften bzw. Konzernbetriebe, davon 23 Produktionsniederlassungen, nutzen zur Zeit die Standortattraktivität Kanadas.
Standortvorteile inklusive Nähe zum US-Markt
"Konkurrenzfähige Standortkosten, der vorteilhafte Wechselkurs des kanadischen Dollar zum US-Dollar, aber auch die ähnliche Mittel- und Kleinbetriebsstruktur in beiden Ländern sollten österreichische Unternehmen, die eine Firmenpräsenz in Nordamerika planen, dazu anregen, auch Kanada in ihre Überlegungen einzubeziehen", rät Müller. Kanada sei mit 20 Firmenniederlassungen in Österreich vertreten, Vor Bombardier, Nortel und Tesma sei der Automobilzulieferkonzern Magna der bedeutendste Investor in Österreich.
Für österreichische Produktionsniederlassungen seien die USA der wichtigste Absatzmarkt, Vertriebsniederlassungen würden fast ausschließlich den kanadischen Markt bedienen. "Da etwa 60% der österreichischen Exporte Konzernzulieferungen darstellen, tragen die Tochtergesellschaften wesentlich zur positiven Entwicklung der österreichischen Exporte bei", betont Müller.
Kanada, das unter den Industrienationen an 7. Stelle steht, hätte sich zum interessanten Partner für die heimische Wirtschaft und zum drittwichtigsten Überseemarkt - nach den USA und Japan - entwickelt. Als NAFTA-Mitglied biete Kanada österreichischen Firmen den Zugang zu einem Markt mit 360 Millionen Menschen. Seit mehr als 5 Jahren verzeichne das Land ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum, welches derzeit vor allem von der guten Inlandsnachfrage getragen werde. Auch zeige die kanadische Wirtschaft im Umfeld der weltweiten Wachstumsverlangsamung durch hohe Ölpreise und Zinskosten "eine beachtenswerte Stabilität" - inklusive der Erwirtschaftung von Budgetüberschüssen. Das Wirtschaftswachstum 2000 dürfte 5% betragen, für heuer werden plus 3% erwartet. Die kanadische Industrie etwa könne auf eine Rekord-Kapazitätsauslastung bauen. Die wirtschaftliche Verflochtenheit mit den USA lasse zwar für Kanada eine gebremste Dynamik erwarten, dagegen sollen Steuersenkungen wirken: So wurde heuer die Körperschaftsteuer von 28 auf 27% gesenkt - mit dem Ziel 21% bis 2005. Als "permanente Herausforderung für die kanadische Wirtschaftspolitik" bezeichnet Müller den jährlichen Einwandererschub: 2000 seien 230.000 Menschen eingewandert, für die neue Jobs geschaffen werden mussten. Beachtlich sei vor diesem Hintergrund die derzeitige Arbeitslosenquote von 6,8%, die niedrigste in Kanada seit 20 Jahren.