Airline-Chef Jaan Albrecht: "Wir müssen alte Zöpfe abschneiden."
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Wien. Der Zeitdruck für die AUA ist enorm. Bis Ende Februar muss die schwer defizitäre Fluglinie ein Sanierungspaket im Volumen von bis zu 220 Millionen Euro auf den Weg bringen. Sonst wird es ihr so gut wie unmöglich sein, nach langer Verlustserie im heurigen Jahr in der Gewinnzone zu landen. Die deutsche Mutter Lufthansa pocht auf schwarze Zahlen - und das mit Nachdruck.
Dem Vernehmen nach verfügt die AUA nach Jahren des Geldverbrennens nur noch über wenig Eigenmittel. Zuschüsse der Mutter, die sich selbst ein Sparprogramm verordnet hat (die Luftfahrt-Branche steht vor schwierigen Zeiten), sind nicht in Sicht. Ohne rasches Gegensteuern droht den Austrian Airlines daher der finanzielle Absturz, sprich die Pleite.
Wie es um die AUA bestellt ist, hat der Vorstand den Betriebsräten am Freitag in einer Sondersitzung des Aufsichtsrats versucht, klarzumachen. Jaan Albrecht, der neue Chef, bekräftigte dabei die Notwendigkeit einer strukturellen Reform des Unternehmens.
"Die AUA kann nur an Flughöhe gewinnen, wenn wir sie modernisieren", betonte Albrecht im Anschluss an das Meeting in einer Presseaussendung. "Wir müssen für die notwendigen Investitionen - Stichwort Harmonisierung der Mittelstreckenflotte und Erneuerung der Kabine - alte Zöpfe abschneiden." An die Vertreter der Belegschaft - die AUA hat knapp 6000 Mitarbeiter - appellierte Albrecht: "Die Lage ist zu ernst, um auf Zeit zu spielen."
Gespräche ab nächster Woche
Wie berichtet, sieht sich der Vorstand gezwungen, bei den Personalkosten nochmals die Schrauben anzuziehen. Geplant sind radikale Schnitte bei den Kollektivverträgen. Das Management hatte den Belegschaftsvertretern dazu Mitte Jänner einen Verhandlungsvorschlag übermittelt. Dieser war auf Seiten der Gewerkschaft und des Betriebsrats bisher aber massiv abgelehnt worden, Gespräche wurden verweigert und Kampfmaßnahmen bis hin zum Streik in den Raum gestellt.
Nun zeichnet sich an den Fronten eine gewisse Entspannung ab. Der Betriebsrat Boden ist jetzt doch zu Gesprächen über den vom Vorstand verlangten neuen Kollektivvertrag bereit. Das habe er im Rahmen des Sonderaufsichtsrats erklärt, hieß es von der AUA. In der kommenden Woche sollen die Gespräche aufgenommen werden. Auch der Betriebsrat für das Flugpersonal hat bereits Gespräche zugesagt - und zwar für den 14. Februar.
Albrecht, den die Lufthansa vor wenigen Monaten nach Wien geschickt hat, mahnt unterdessen zur Eile. Denn am 29. Februar ist eine reguläre Aufsichtsratssitzung angesetzt, bei der er dem Präsidenten Stefan Lauer sein Paket für die Sanierung der Airline fertig geschnürt präsentieren will.
Mit dem neuen Kollektivvertrag will der AUA-Chef Automatismen, teure Abfertigungsregeln und alte Flug-Dienstzeiten modernisieren. Wie berichtet, verhandelt die AUA derzeit auch mit Zulieferern, dem Wiener Flughafen und der Austro Control über weitere Zugeständnisse - bei den Gebühren.