Sparstift muss im Notfall noch stärker angesetzt werden. | Eigentümerwechsel vor Sommer erwartet. | Wien. Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Die AUA hat im letzten Jahr ihres Alleinfluges unterm Strich einen Rekordverlust von 429,5 Mio. Euro eingeflogen. Ausufernde Sprit-Kosten, eine infolge der Wirtschaftskrise dramatisch nachlassende Nachfrage ab dem vierten Quartal, hohe Wertminderungen bei den Flugzeugen und freilich auch gravierende strukturelle Schwächen im Unternehmen selbst zogen in der Bilanz für 2008 geradezu eine Spur der Verwüstung.
Astronomisches Minus
"In der Tat gibt die Bilanz nicht den geringsten Anlass zur Freude", sagten die beiden AUA-Chefs Peter Malanik und Andreas Bierwirth am Freitag vor Journalisten, "Die Verluste sind erschreckend hoch."
Allein im operativen Geschäft summierte sich der Abgang auf 312,1 Mio. Euro. Bierwirth dazu: "Unser Vertrieb war nicht imstande, die höheren Kosten auf der Treibstoffseite über den Markt auszugleichen." Für Sprit musste die AUA mit 581 Mio. Euro fast ein Drittel mehr aufwenden. Negativ schlug dabei zu Buche, dass das Hedging (Absicherung gegen Preissteigerungen) im Spätsommer von 20 Prozent auf den gesamten Sprit-Bedarf bis Jahresende ausgedehnt wurde. Weil das just am Ende des Höhenflugs der Kerosin-Preise erfolgte, sind 15,4 Mio. Euro letztlich umsonst investiert worden. Malanik: "Wie sich die Preise weiterentwickeln würden, war nicht abzusehen. Wir mussten uns für den Notfall absichern, sonst wäre unsere Existenz unmittelbar bedroht gewesen."
Buchungen brechen ein
Tief ins Minus drückten das Betriebsergebnis aber nicht nur die sprunghaft um 140 Mio. Euro gestiegenen Kosten für Flugbenzin, sondern auch drastische Buchungsrückgänge vor allem in den letzten drei Monaten 2008. Mit Beginn des neuen Jahres ist die Nachfrage weiter eingebrochen - in zweistelliger Prozent-Höhe.
Da das Ausmaß und die Dauer der weltweiten Krise zurzeit ungewiss sind, muss die AUA ihr geplantes Sparpaket schnell auf die Reise bringen. Ein Großteil dieser Maßnahmen, die allein heuer 225 Mio. Euro einsparen sollen (zumal die Umsätze schlichtweg fehlen), ist bereits umgesetzt. Dazu zählen gezielte Einschnitte im im Streckennetz, das Stilllegen von acht Fliegern sowie ab 1. April ein halbes Jahr Kurzarbeit für 2600 Boden-Mitarbeiter. Hingegen noch offen ist eine Einigung mit dem fliegenden Personal, wo ebenfalls Kurzarbeit eingeführt werden soll, und mit den "Systempartnern" der AUA (Flughafen Wien, Austro Control und OMV). Bei Letzteren geht es um substanzielle Rabatte - und keineswegs um einen "Notgroschen", wie Bierwirth sagte: "Wir haben hier keine Wettbewerbsfähigkeit."
"Reicht das Paket nicht, müssen wir den Sparkurs verschärfen", räumte Malanik erneut ein. Es gäbe freilich auch noch die Möglichkeit, Assets aus dem Familiensilber zu verkaufen.
Für die AUA steht jedenfalls viel auf dem Spiel. Die Lufthansa, ihr designierter Käufer, steigt nur dann ein, wenn die rot-weiß-rote Fluglinie unversehrt übergeben werden kann. Malanik: "Die Lufthansa übernimmt keine insolvente AUA."
Er und Bierwirth sind fest davon überzeugt, dass bis zum Eigentümerwechsel alles klappt. Mit dem positiven Abschluss der beiden EU-Verfahren - zur Staatsbeihilfe und zur Übernahme - rechnen sie "noch vor dem Sommer".
Zum Verkauf selbst gebe es keine Alternative: "Ohne Partner sind wir nicht krisenfest." In einer "Fairness Opinion" haben die beiden AUA-Chefs am Freitag den Streubesitz-Aktionären offiziell ans Herz gelegt, das Lufthansa-Angebot von 4,49 Euro je Aktie anzunehmen. Laut Malanik und Bierwirth gilt die Annahmeschwelle von 75 Prozent als nicht mehr in Stein gemeißelt.