Nur kurz, knapp drei Jahre, währte die Amtszeit von Alfred Ötsch als AUA-Chef. Seine Ära ist nun Geschichte. Ötsch hinterlässt ein Erbe, mit dem der künftige Eigentümer der rot-weiß-roten Airline, die Lufthansa, wohl noch schwer zu kämpfen haben wird. | Unter dem Strich fällt die Bilanz des 55-Jährigen geradezu ernüchternd aus. Angetreten war Ötsch, um die AUA nachhaltig zu sanieren und sie ohne strategischen Partner in eine bessere Zukunft zu pilotieren. Passiert ist jedoch genau das Gegenteil. Denn für 2008 wird die AUA Riesenverluste von bis zu 475 Millionen Euro ausweisen, und verkauft an einen Partner - noch dazu mit einer stolzen staatlichen Beigabe von einer halben Milliarde - ist sie auch. All das hat Ötsch zu verantworten, auch wenn ihm die Luftfahrt- und Finanzkrise im Vorjahr einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht hat. Manager werden letztlich nur an Erfolgen gemessen.
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Beim Tennis gilt der begeisterte Sportler Ötsch unter seinesgleichen als gefürchteter Gegner, der Matches gerade dann für sich entscheiden kann, wenn sie auf des Messers Schneide stehen. Bei der AUA konnte er dieses glückliche Händchen jedoch nicht beweisen. Dieses Match hat er buchstäblich mit Bomben und Granaten verloren.
Dass Ötsch als AUA-Boss ein vorzeitiges Ablaufdatum hatte, war bereits seit Monaten klar. Eine Reihe peinlicher Pannen hatte die Regierung und ÖIAG-Chef Peter Michaelis ungnädig gestimmt.
Noch Anfang 2008 meinte Ötsch nach einem Mini-Gewinn im Jahr davor, die AUA sei "saniert", ehe der Sturzflug erst so richtig begann. Der von Ötsch umworbene saudische Investor Al Jaber, mit dem ursprünglich die Stand-Alone-Strategie einzementiert werden sollte, suchte daraufhin das Weite - und die Verluste wurden immer größer und größer.
An seinen Vorgaben ist Ötsch letztlich kläglich gescheitert. Die Regierung - allen voran Bundeskanzler Werner Faymann - weint ihm denn auch keine Träne nach. Fairerweise muss jedoch zu Ötschs Missmanagement gesagt werden: Die Politik hat am Finanzdebakel der Austrian Airlines ebenso schuld. Denn über Jahre wurde der Fluglinie ein Alleingang verordnet, von dem ÖIAG-Chef Michaelis nie überzeugt war - aufgrund der zu geringen Größe der AUA am internationalen Luftfahrthimmel.
Michaelis hatte sich jahrelang immer wieder für eine Privatisierung stark gemacht, stieß damit aber auf taube Ohren. Mit der jetzt - quasi über Nacht - erfolgten Absetzung Ötschs (erwartet wurde sie erst mit dem Eigentümerwechsel im im Mai/Juni), wollen die politisch Verantwortlichen des Landes von diesem Thema nun ablenken. Den Schwarzen Peter haben sie Ötsch zugeschoben.