Die Fluglinie sucht 60 Piloten, 100 Flugbegleiter und 50 Techniker. Ein Drittel des staatlichen Kredites wurde zurückgezahlt.
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Nach zwei Jahren Krisenmodus mit teilweisem Komplettstillstand der Luftfahrt ist Austria Airlines wieder auf Wachstumskurs. "Wir haben gute Nachrichten", sagte AUA-Chefin Annette Mann bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses. So konnte erstmals seit dem Pandemieausbruch im zweiten Quartal wieder ein positives Ergebnis erwirtschaftet werden. Der Gewinn von zwei Millionen Euro steht jedoch im Schatten des Verlustes im ersten Quartal. Das Halbjahresergebnis fiel mit einem Verlust von 106 Millionen Euro daher negativ aus.
40.000 Flüge wurden im ersten Halbjahr durchgeführt. Anders als die AUA-Mutter Lufthansa, die von Streiks betroffen ist, hoben 99 Prozent aller geplanten AUA-Flüge auch ab. 4,2 Millionen Passagiere wurden transportiert, fast viermal so viele wie 2021. Und der Buchungstrend zeigt nach oben, viele der Sommerflieger sind ausgebucht. "Wir sind eindeutig im Steigflug", sagt Mann.
600 Millionen Euro erhielt die Fluglinie in Form von Corona-Staatshilfen. Zuletzt seien wieder eine Rate von 30 Millionen Euro an den Staat zurückgezahlt worden. "Ein Drittel des staatlich besicherten Kredits wurde damit getilgt", sagt Mann. Auch die Kurzarbeit wurde beendet und der Personalabbau wurde beendet. Vielmehr befindet sich die AUA wieder auf Personalsuche. Das 5.600 Mitarbeiter starke Unternehmen sucht 60 Piloten, 100 Flugbegleiter und 50 Techniker. Im Konzern wurden zuletzt 800 Mitarbeiter eingestellt, um Kundenanfragen schneller beantworten zu können. Schließlich haben sich die Kundenanfragen zuletzt auf 32.000 Anrufe verdoppelt.
Im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie stiegen jedoch die Ticketpreise. Derzeit seien sie um 20 bis 30 Prozent höher gegenüber 2019. Der Grund dafür liegt vor allem in den massiv gestiegenen Treibstoffkosten. Ob die Ticketpreise weiter steigen, könne Mann nicht sagen. "Wir haben keine Glaskugel", sagt sie. Steigen die Treibstoffpreise, dann werden auch die Ticketpreise weiter steigen, sinken, werde es billiger.
Bei den Kerosinkosten hat man sich zwar gegen den höheren Ölpreis abgesichert, allerdings nicht gegen die höheren Raffinerie- und Logistik-Kosten. Hinzu kommen die geringeren Kapazitäten der OMV-Raffinerie Schwechat. Die AUA tankt daher auf anderen Flughäfen. Dort müsse sie einen höheren Kerosinpreis in Kauf nehmen. Außerdem steigt durch das zusätzliche Gewicht der Flugzeuge der Treibstoffverbrauch. Allerdings sei man mit der OMV im Gespräch, dieses Thema "partnerschaftlich zu lösen", ergänzt Mann. Zuletzt stieg der Anteil des Kerosins an den Gesamtkosten von 30 auf 35 Prozent.
Die Gesamterlöse waren im zweiten Quartal mit 502 Millionen Euro fast viermal so hoch wie im Vorjahresquartal (136 Millionen Euro). Allerdings haben sich auch die Aufwendungen auf 500 Millionen Euro mehr als verdoppelt.
Im Halbjahr stiegen die Gesamterlöse um 253 Prozent auf 710 Millionen Euro, wovon mehr als 70 Prozent im zweiten Quartal erwirtschaftet wurden. Die betrieblichen Aufwendungen stiegen gegenüber der ersten Jahreshälfte 2021 von 399 Millionen auf 816 Millionen Euro, das Adjusted Ebit verbesserte sich von minus 198 Millionen auf minus 106 Millionen Euro.
Lufthansa verhandelt weiter
Die Tarifverhandlungen für die rund 20.000 Beschäftigten des Bodenpersonals der AUA-Mutter Lufthansa gehen an diesem Donnerstag weiter. Das haben die Gewerkschaft Verdi und Lufthansa bestätigt. In der Früh wurden zunächst die Zwischenergebnisse vom Vortag intern beraten, bevor sich die Delegationen wieder in einem Frankfurter Flughafenhotel treffen sollten. Inhaltlich wurden keine Details genannt.
Die dritte Verhandlungsrunde in dem Tarifkonflikt war von vornherein auf zwei Tage angesetzt. Ihr war am Mittwoch vergangener Woche ein flächendeckender Warnstreik vorausgegangen, der nahezu den kompletten Flugplan der Lufthansa lahmgelegt hatte. Für den Fall einer Nicht-Einigung hat Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle bereits mit weiteren Arbeitskampfmaßnahmen zur Hauptreisezeit gedroht.
Die Gewerkschaft verlangt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten durchgehend Gehaltssteigerungen von 9,5 Prozent, mindestens aber 350 Euro im Monat, woraus sich in den unteren Gehaltsgruppen höhere Steigerungen ergeben würden. Der Konzern hatte bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige Erhöhung der Grundvergütung um zusammen 250 Euro angeboten. Daraus ergäben sich für Vergütungsgruppen bis 3.000 Euro brutto zweistellige Zuwachsraten, hatte das Unternehmen vorgerechnet.(vasa)