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AUA: Countdown für die Geldspritze läuft - Frisches Cash im November

Von Karl Leban

Wirtschaft

Beschlüsse in der Hauptversammlung nur mehr Formsache. | Aktionärsschützer: Piloten sollen sich an der Kapitalerhöhung finanziell beteiligen. | Wien. Am Donnerstag wird die angeschlagene Fluglinie Austrian Airlines (AUA) die rund 350 Mio. Euro schwere Kapitalerhöhung in einer eigens dazu einberufenen Aktionärsversammlung offiziell auf den Weg bringen. Der Beschluss ist nur mehr Formsache. Im Vorfeld hat das mit 50,02 Prozent beteiligte österreichische Aktionärssyndikat um die staatliche ÖIAG die dringend benötigte Cash-Spritze bereits befürwortet.


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Die Kernaktionärsgruppe ist bereit, im Ausmaß ihrer Anteile die Hälfte der Emission, über die bis zu 68 Millionen neue Aktien verkauft werden sollen, finanziell zu tragen. Etwa 175 Mio. Euro wird sie dabei flüssig machen. Davon entfallen allein 140 Millionen auf die ÖIAG. Die Verstaatlichten-Holding ist mit 39,7 Prozent größter AUA-Aktionär und hat ihre Anteile mit denen von Raiffeisen, Bawag, Wiener Städtischer sowie einer Tochter der Wiener AVZ-Privatstiftung gebündelt.

Aktienverkauf startet in erster November-Hälfte

Mit dem Aktienverkauf, der von den Investmentbanken Merrill Lynch und CA-IB gemanagt wird, geht es kurz nach der Hauptversammlung los. Mit dem Beginn der Zeichnungsfrist rechnet man in Wiener Finanzkreisen noch vor Mitte November. Der Kapitalmarkt-Prospekt soll jedenfalls schon fertig sein.

Völlig offen ist derzeit, ob das Aktienangebot aus der Kapitalerhöhung ganz platziert werden kann. Möglicherweise ist ein patriotischer Kraftakt (etwa durch das Einspringen von Bundesländern und heimischen Unternehmen) nötig, damit die durch Verluste und hohe Schulden gebeutelte Airline frisches Geld in ausreichender Höhe erhält.

"Eiszeit" zwischen

Vorstand und Piloten?

Überschattet wird die Kapitalerhöhung von einem latenten Streit zwischen Vorstand und fliegendem Personal, der jederzeit bis hin zu einem Streik eskalieren könnte. Konzernchef Alfred Ötsch will mit der AUA so rasch wie möglich wieder in die Gewinnzone fliegen. Die verlustträchtige Australien-Strecke wird eingestellt. Im Zuge dessen sollen 350 Mitarbeiter (vorwiegend Flugpersonal) abgebaut werden. Auf dem Prüfstand stehen auch Fernost-Destinationen (Shanghai oder Peking sowie Japan-Flüge). Daneben sollen drei Fokker-Maschinen von der Austrian zur Austrian Arrows (Ex-Tyrolean) verschoben werden. Der Bord-Betriebsrat droht mit Kampfmaßnahmen und argumentiert, die Belegschaft habe vor zwei Jahren genug Opfer gebracht. Dem Vorstand wirft er Fehler in der Unternehmensführung vor. Ein Gesprächstermin ist am 20. Oktober kurzfristig geplatzt. Einen neuen gibt es vorerst nicht, heißt es aus der AUA-Pressestelle.

Rasinger: "Für die AUA geht es um die Wurst"

Der Wiener Kleinaktionärsschützer Wilhelm Rasinger will bei der AUA-Hauptversammlung am Donnerstag "einfordern", dass Management und wesentliche Mitarbeiter-Gruppen an einem Strang ziehen und die Querelen beendet werden. "Für die AUA geht es um die Wurst. Die Kapitalerhöhung ist die letzte Chance, eigenständig zu bleiben." Rasinger fordert dabei eine "signifikante Beteiligung des Managements und der gut verdienenden Mitarbeiter" (Piloten, Anm.). Fünf bis zehn Prozent vom Emissionsvolumen - also bis zu 35 Mio. Euro - sollten es sein. Das wäre ein "deutliches Signal an die Anleger". "Man muss sich hundertprozentig hinter das Unternehmen stellen", so Rasinger. "Die Zeiten sind vorbei, als die AUA noch glaubte, fliegende ÖBB spielen zu können, nur weil sie rot-weiß-rot ist."