Ex-Siemens-Manager Alfred Ötsch leitet zwar erst seit etwas mehr als zwei Jahren Österreichs nationale Fluggesellschaft, er hat in dieser Zeit jedoch schon mit einer Reihe kräftiger Sprüche für Aufsehen gesorgt. "Die AUA ist saniert", verkündete der nicht unbedingt für Bescheidenheit bekannte Ötsch im Februar. Annähernd zur gleichen Zeit meinte er vollmundig: "Warum sollten wir einen Partner brauchen, unsere Planungen beweisen das Gegenteil."
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Sechs Monate und die gescheiterte Beteiligung eines Scheichs später darf als bekannt vorausgesetzt werden, dass die AUA keineswegs saniert ist und einen finanzkräftigen Partner mindestens so dringend braucht wie Peter Westenthaler ein Trainingsprogramm zur gewaltfreien Konfliktbewältigung.
Alfred Ötsch, der nun ebenso vehement für den Einstieg einer anderen Airline eintritt, wie er ihn zuvor abgelehnt hat, macht neuerlich mit einer griffigen Formulierung Schlagzeilen: Sollte die abtretende Bundesregierung nicht noch rasch einen Privatisierungsbeschluss fassen, drohten "alle Grauslichkeiten, die Sie sich vorstellen können": heftiger Personalabbau, Kürzungen beim Streckennetz und der Verkauf von Flugzeugen. Zwar spricht manches dafür, dass angesichts drastisch gestiegener Treibstoffkosten und einer schwächelnden Konjunktur die Beteiligung einer großen Fluggesellschaft den letzten Ausweg für Austrian Airlines darstellt. Ganz sicher ist jedoch, dass der AUA-Chef auch mit seinem jüngsten Ausspruch irrt: Die "Grauslichkeiten" werden in jedem Fall kommen.
Denn bloß, weil sich Lufthansa (oder eine andere Linie) an der AUA beteiligt, wird die defizitäre Airline nicht profitabel. Da mögen zwar Synergien durch gemeinsamen Einkauf und koordinierte Vermarktung zu realisieren sein. Doch der AUA-Verlust (2008 vermutlich 90 Millionen Euro) lässt sich allein damit nicht beseitigen. Deshalb wird auch - oder gerade - ein neuer Großaktionär einen harten Sanierungskurs fliegen. Und der wird bei der AUA gewiss kräftigen Personalabbau und die Stilllegung defizitärer Strecken vorsehen.