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AUA in heftigeren Turbulenzen

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Beim Aufsichtsrat am 13. März geht es um den "Grundstein fürs Überleben".


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Wien. "Ein paar Stunden wird es schon dauern, der Informationsbedarf ist hoch": AUA-Bord-Betriebsratsvorsitzender Karl Minhard hatte schon vor der jüngsten Aufsichtsratssitzung am Mittwoch eine Betriebsversammlung für Freitag, 16 Uhr einberufen - mit einigen Verspätungen war in der "Prime-Time" des Flughafens Schwechat wohl zu rechnen.

Nach dem Scheitern der Gespräche über einen neuen Spar-Kollektivvertrag für das fliegende Personal sprach er zwar von einer "Kriegserklärung" des Vorstandes durch die einseitige Kündigung des Kollektivvertrags, in einen Streik "hineintreiben lassen", will sich die Belegschaftsvertretung aber weiterhin nicht, wie Minhard am Freitag vor der Versammlung bekräftigte - der Bitte "Kommt in Uniform in den Saal Europa" waren mehrere hundert Mitarbeiter gefolgt, mehr als zuletzt am 26. Jänner. Ob der Betriebsrat, wie der "Standard" am Freitag schrieb, seinerseits überlegt, den günstigeren Kollektivvertrag der Tyrolean zu kündigen, wollte man nicht kommentieren.

Die Turbulenzen für die heimische Fluglinie wurden zuletzt wieder heftiger. Die "Süddeutsche Zeitung" will aus der Zentrale der AUA-Mutter Lufthansa gehört haben, dass dort mittlerweile über eine Umgründung nachgedacht werde: "Es gibt Überlegungen, die stark defizitäre AUA fallen zu lassen und eine neue österreichische Fluggesellschaft auf der Basis ihrer Regionaltochter Tyrolean - die einen deutlich günstigeren Kollektivvertrag hat als die AUA - zu gründen", schrieb die "SZ" am Freitag.

So eine Vorgangsweise wäre für die Lufthansa nicht neu, schließlich ist die - mittlerweile hochprofitable Schweizer Tochter Swiss nach der Insolvenz der Swissair aus deren ehemaliger Regional-Tochter Crossair entstanden. Auch die belgische Tochter Brussels Airline ist aus der Delta Air Transport, der Regionalsparte der früheren staatlichen belgischen Fluglinie Sabena, geschaffen worden.

AUA-Chef Jaan Albrecht, seit knapp 120 Tagen im Amt, sieht die Situation durchaus dramatisch: "Wir fliegen gegen einen Berg, da muss man als Pilot ausweichen, links oder rechts vorbei", sagte er. Albrecht will sein Unternehmen "gründlich säubern" und Altlasten beseitigen. Für die Aufsichtsratssitzung am 13. März - "da geht es darum, den Grundstein für das Überleben zu legen" - heißt das für ihn: entweder einen ganz neuen KV oder eben den Tyrolean-KV für alle. Immerhin sei die AUA die letzten sechs, sieben Jahre nie profitabel gewesen, erinnerte Albrecht und legte den Finger auf die Wunde: "Wir haben so hohe Personalkosten wie 2009 - aber 1500 Mitarbeiter weniger." Es habe einige schlechte Jahre gegeben und einige sehr schlechte - "und bloß ein einziges Mal einen "Ausreißer über die Nulllinie", erinnerte der Airline-Vorstandschef bei der Verteidigung seines Sparprogramms: "Die Altverträge sind zum Teil Jahrzehnte alt, sie stammen aus einer Zeit, in der noch Geld da war."

Unabhängig davon verhandelte Albrecht am Freitag auch "mit dem Ministerium" über eine Senkung der Ticketsteuer. Bisher hätte er von der Regierungsspitze mündliche Unterstützungszusagen diesbezüglich erhalten - die brauche er nun schriftlich. Von der für heuer angepeilten Ergebnisverbesserung um 220 Millionen Euro sind erst rund 100 Millionen dingfest gemacht, weitere 60 Millionen seien durch Erlössteigerungen darstellbar, hatte Albrecht am Mittwoch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten erklärt. Der Rest muss aus dem neuen Kollektivvertrag kommen - vor allem die Piloten mit den "Altverträgen" sollen nachlassen.

Bierwirth geht, Benz kommt

Die Gerüchte darüber hatten sich zuletzt verdichtet, seit Freitag ist es offiziell: Andreas Bierwirth muss ab 1. April 2012 seinen Platz im AUA-Vorstand räumen. Neuer Chief Commercial Officer der AUA wird Karsten Benz (47), derzeit Europachef für den Bereich Sales & Services in der Lufthansa Passage.

"Karsten Benz ist einer unserer erfahrensten Topmanager im Bereich Vertrieb und Network Management in der Lufthansa Gruppe", wird AUA-Aufsichtsratschef Stefan Lauer in einer Aussendung zitiert. "Mit dieser Empfehlung setzen wir ein klares Zeichen, unverändert und mit aller Kraft weiter an der nachhaltigen Perspektive der Austrian Airlines zu arbeiten."

Karsten Benz ist bei der Lufthansa-Gruppe derzeit für den Vertrieb in 45 Märkten und für das Ground Handling an 104 Flughäfen verantwortlich. Zuvor war er für die Netzwerk- und Flottenplanung der Lufthansa zuständig. Seine Karriere startete der Stuttgarter 1990 im Rechnungswesen der Lufthansa.