Rasche Sanierung geplant, ein weiterer Personalabbau droht. | Lufthansa-Chef: "Die AUA hat ein Kostenproblem." | Wien. Begehrenswert war die AUA als Braut nie, doch jetzt hat sie ihren heiß ersehnten Partner. Nach heftigem Tauziehen, nach Monaten bangen Wartens ist die schwer gezeichnete Airline am Donnerstag endlich im Hafen der Ehe gelandet. Gut ein halbes Jahrhundert war die AUA solo unterwegs - und das mehr schlecht als recht. Seit gestern fliegt sie nun unter den Fittichen der Deutschen Lufthansa. Mithilfe der größten Fluglinie Europas soll es wieder aufwärts gehen.
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Nach dem Segen der EU-Wettbewerbshüter war der gestrige Vollzug des Eigentümerwechsels, das Closing, nur noch Formsache. Lufthansa-Boss Wolfgang Mayrhuber und ÖIAG-Chef Peter Michaelis setzten letzte Unterschriften unter die Verträge - und damit wechselten mehr als 90 Prozent der AUA-Aktien offiziell den Besitzer.
In einer Pressekonferenz am Flughafen Wien-Schwechat bezeichnete Michaelis die Privatisierung der AUA als die bislang komplizierteste Transaktion der ÖIAG: "Es war eine schwere Geburt, ein hartes Stück Arbeit. Aber es hat sich ausgezahlt. Ich bin sicher, dass wir keinen besseren Partner als die Lufthansa finden konnten." Die große Unsicherheit der letzten Monate sei vorbei und die Zukunft der AUA nun nachhaltig gesichert, sagte der Chef der staatlichen Industrieholding. Ebenso gelte dies für jene rund 65.000 Jobs in Österreich, die direkt oder indirekt an der AUA hängen.
Positiver Cash-Flow
Dass die Fluglinie nach wie vor Geld verbrennt, will die Lufthansa jedenfalls in absehbarer Zeit ändern. Nach den Vorgaben Mayrhubers soll die AUA schon nächstes Jahr den Turnaround schaffen, indem sie einen positiven Cash-Flow einfliegt. Sodann werde die Latte gelegt, damit die AUA so rasch wie möglich operativ profitabel werde, erklärte Mayrhuber.
Dorthin zu kommen, werde der AUA allerdings noch einiges abverlangen. Mayrhuber: "Wir wollen rote Uniformen, nicht aber rote Zahlen." Einmal mehr betonte der Chef der Kranich-Linie, dass die AUA kein Produktproblem habe, sondern ein Kostenproblem.
Wie berichtet, ist die AUA im Moment mitten drin in der Restrukturierungsphase. Schon mehrere Sparpakete sind auf den Weg gebracht. Bis zum Jahr 2011 soll ein Kostenblock von 200 Millionen Euro nachhaltig eingespart werden. Ob das ausreicht, um in die Gewinnzone zu kommen? Das AUA-Management schließt weitere Sparmaßnahmen zumindest nicht aus. "Der Weg wird steinig bleiben", räumte Vorstand Andreas Bierwirth ein. Mit den "großen Triebwerken der Lufthansa" werde es zwar leichter, die Synergien aus dem Zusammengehen allein würden jedoch nicht ausreichen, das Ergebnis wieder ins Positive zu drehen, ergänzte Bierwirths Vorstandskollege Peter Malanik. Im Übrigen sei Sparen in Zeiten wie diesen eine Permanentaufgabe für das Management.
Der Sparstift hat Saison
Am Donnerstag haben deshalb neue Spekulationen die Runde gemacht, wonach bei der AUA noch weitere 500 Arbeitsplätze dem Sparstift zum Opfer fallen könnten. Derzeit beschäftigt die Fluglinie rund 7300 Mitarbeiter. Nach bisherigen Planungen soll der Personalstand bis Mitte 2010 auf 6500 Mitarbeiter runtergefahren werden. Sollte sich die ohnehin schon düstere Situation in der Branche weiter zuspitzen, könnten am Ende sogar nur rund 6000 Stellen übrig bleiben, wie es jetzt gerüchteweise heißt.
Wichtig sei auf alle Fälle, die AUA operativ positiv zu machen - "idealerweise in zwei bis drei Jahren", wie Bierwirth der Austria Presse Agentur sagte. Denn die AUA dürfe erst dann wieder wachsen, wenn sie die Auflagen der EU (Kapazitätsreduktion um 15 Prozent) abgearbeitet habe und darüber hinaus auch profitabel sei. "Diesen Sektkorken, der da drauf ist, müssen wir so schnell wie möglich beseitigen", so Bierwirth.
Wie die Integration der AUA in den Lufthansa-Konzern konkret vonstatten gehen soll, will der AUA-Vorstand in vier bis sechs Wochen der Öffentlichkeit vorstellen. Da soll dann Genaues bekanntgegeben werden, wie das Streckennetz und die Kapazitäten der Airline künftig aussehen. An der Bordverpflegung durch den Nobel-Caterer Do & Co soll sich jedoch nichts ändern, kündigte Bierwirth an. Zumal das Essen neben der Freundlichkeit des Personals und dem weitverzweigten Streckennetz in Osteuropa einer der drei Grundpfeiler der Austrian Airlines sei.
Stefan Lauer, der im Lufthansa-Vorstand für die Integration zugekaufter Fluglinien zuständig ist, betonte denn auch, dass die AUA im Konzern ihre Eigenständigkeit, ihre eigene Identität, aber auch ihr besonderes Profil weiter behalten werde. Diese Steuerungsphilosopie habe sich bereits bei der Übernahme der Swiss bewährt. Lauer, der auch im Chefsessel des neuen AUA-Aufsichtsrats Platz nimmt (Mayrhuber zieht nur als einfaches Mitglied ein), fügte jedoch hinzu, dass die AUA die neue Stärke aus sich selbst heraus erarbeiten müsse, wenngleich in enger Zusammenarbeit mit der Lufthansa.
Jetziger Vorstand bleibt
Nach den Worten Mayrhubers soll diese Zusammenarbeit mit dem bisherigen AUA-Vorstandsteam fortgesetzt werden. "Spekulationen über Personalia sind da völlig unangebracht", sagte Mayrhuber in Richtung Malanik und Bierwirth.
Wann die AUA von der Börse genommen wird, ist noch unklar. Die Vorarbeiten für den Squeeze-out, den Ausschluss der Minderheitsgesellschafter, laufen jedoch bereits.