Vorstand sieht 2010 als "Schlüsseljahr" für Sanierung der Airline. +++ Neue Flugpläne sollen Konkurrenz ausstechen. | Wien. Bei der schwer defizitären AUA regiert mehr denn je der Rotstift. Vor allem beim Personalabbau stehen heuer die schmerzhaftesten Schnitte bevor. "Der größte Brocken kommt erst jetzt", sagen die beiden Vorstände Peter Malanik und Andreas Bierwirth. Hatte die AUA bereits Ende 2009 weniger als 7000 Beschäftigte, soll es in diesem Jahr Richtung 6000 gehen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Nach dem Ende der Schutzfrist für kurzarbeitendes Personal sind nun auch schon erste Kündigungen ausgesprochen. Wie viele Mitarbeiter letztlich den blauen Brief bekommen, lässt der Vorstand der Lufthansa-Tochter indes weiterhin offen. Um den Personalüberhang (unter anderem durch das ausgedünnte Streckennetz) abzubauen, wird auch auf natürliche Fluktuation und besondere Abfertigungsangebote gesetzt.
2010 sieht Bierwirth jedenfalls als "Schlüsseljahr" für die Sanierung der Austrian Airlines. Dabei gehe es nicht nur um Kostensenkungen durch das Beseitigen von Altlasten, sondern auch um das Umsetzen eines neuen Geschäftskonzepts. Einer der Kernpunkte dieses Konzepts ist ein "Redesign des Flugplans".
Vor allem auf der Langstrecke, die seit jeher als größtes Sorgenkind der AUA gilt, will die Airline künftig zu anderen Zeiten fliegen als ihre Konkurrenten - in Peking beispielsweise nachts, wenn dort alle anderen Fluglinien am Vormittag starten. Zudem sollen Ost anbindungen über Wien mit Verbindungen aus Deutschland stärker vernetzt werden und Reiseziele im Nahen und Mittleren Osten ausgebaut werden. Wie Bierwirth erklärt, werde der Flugplan in den nächsten Monaten "komplett neu entworfen". Malanik: "Wir glauben nach wie vor an die Langstrecke, sie ist kein Auslaufmodell."
Komfortablere Flugzeuge
Daneben wird die AUA auf Kurzstrecken statt der kleinen und für Passagiere eher unbequemen Canadair- und Dash-Jets, die nun allesamt aussortiert werden, größere Flugzeuge einsetzen. "Wir haben die größten Märkte mit den kleinsten Fliegern bedient - das war für sämtliche Billigairlines eine Einladung, nach Wien zu kommen", so Bierwirth zu Fehlern in der Vergangenheit. Mit größeren Flugzeugen (Airbus/Boeing) seien auf Grund der höheren Beförderungskapazität die Betriebskosten vergleichsweise geringer. Und damit habe die AUA mehr Spielraum bei den Ticketpreisen, ohne ein Billigflieger zu werden.
Nach den Vorgaben ihrer deutschen Mutter strebt die AUA für heuer einen positiven Cash-Flow an, 2011 soll dann das Betriebsergebnis in die Gewinnzone drehen. Der Vorstand hält diese Ziele unverändert für "erreichbar". Leichter Rückenwind kommt dabei von den Märkten in Westeuropa. "Die Verkehrsvolumina steigen", sagt Bierwirth. In den für die AUA besonders wichtigen Märkten Osteuropas (45 Destinationen) sei jedoch nach wie vor keine Erholung in Sicht. Hier weitere Strecken zu kappen oder auszudünnen, steht vorerst aber nicht am Plan.
Flugrechte-Streit mit Russen
An einer anderen Front, nämlich in Moskau, hat die AUA am Montag zu kämpfen - einmal mehr. Es geht um ihre Verkehrsrechte in Russland, die wackeln, weil die Russen bezweifeln, dass die nunmehrige Lufthansa-Tochter noch "österreichisch" ist. Diese Rechte sind - streng genommen - an bilaterale Verträge mit einer Nationalitäten-Klausel gebunden. Für den Zusammenschluss mit Lufthansa wurde daher eine österreichische Stiftung zwischengeschaltet, deren Konstruktion aber auf Skepsis bei den Russen stößt.
Malanik spricht von einem Poker und sieht das Problem mehr auf der politischen Seite. Er rechnet damit, dass die Flugrechte zunächst bis zum Ende des Winterflugplans verlängert werden und die endgültige Klärung des Streits vertagt wird. Malanik: "Eine Eskalation würde beiden Volkswirtschaften nur schaden."