Aus für ein Drittel der Verbindungen. | Osteuropa-Nische wird stark forciert. | Wien. Dem angeschlagenen Home-Carrier Austrian Airlines (AUA) stehen bei der Sanierung tiefgreifende Einschnitte mit einem voraussichtlich größeren personellen Aderlass bevor. | Während der Kurz- und Mittelstrecken-Verkehr heuer bislang schöne Gewinne abwirft, fallen auf der Langstrecke immer höhere Verluste an. Für 2006 erwartet AUA-Chef Alfred Ötsch ein Defizit von 80 Mio. Euro im Langstrecken-Verkehr. Jetzt zieht er die Reißleine.
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Fast ein Drittel der AUA-Langstrecken fällt nächstes Jahr dem Rotstift zum Opfer. Die Zahl der Verbindungen wird von 13 auf neun heruntergefahren, kündigte Ötsch Donnerstag an. Eingestellt werden die FernostFlüge nach Shanghai, Phuket, Kathmandu, Mauritius und Colombo/Male. Lauda Air tritt den Rückzug aus dem Langstrecken-Chartergeschäft an.
Dafür kommt 2007 auf der Nordatlantik-Route Chicago als neues Flugziel dazu. Zusätzliche Frequenzen sollen auch die Nordamerika-Verbindungen nach Washington, New York und Toronto aufwerten. Weiter fix im Flug-Programm der AUA bleibt auch Moskau.
"Wir haben beschlossen, die Strecken, wo wir besonders bluten, wegzunehmen und den Rest ins Positive zu drehen", ist Ötsch überzeugt, hier auf Sicht wieder Geld verdienen zu können.
Sind bei der AUA bis zu 1000 Jobs gefährdet?
Ohne den Abbau von Personal geht die Neudimensionierung des Langstrecken-Netzes wohl nicht vonstatten. Auf der Sonder-Hauptversammlung, in der die geplante Kapitalerhöhung abgesegnet wurde, sagte der AUA-Chef nur, ohne konkrete Zahlen zu nennen: "Natürlich hat das Auswirkungen." Gerüchteweise ist von 700 bis 1000 wackelnden Jobs die Rede. Im Zuge des bereits bekannt gegebenen Aus für die Australien-Destination sollen 350 Stellen (vorwiegend beim Flugpersonal) abgebaut werden.
Das meiste Geld aus der rund 350 Mio. Euro schweren Kapitalerhöhung fließt Ötsch zufolge in die "Neudimensionierung der Langstrecke". Dies sei eine ganz wesentliche Sache des Turnaround-Pakets, um künftig Verluste zu vermeiden. Zusätzlich wird die AUA ihre Langstrecken-Flotte von 15 auf zehn Flugzeuge verkleinern, die dann nur noch aus Boeing-Maschinen besteht. Damit soll ein weiterer Schritt zur Flottenharmonisierung gesetzt werden. Konkret wurde in einer Aufsichtsratsitzung am Mittwoch der Abbau aller Airbus-Maschinen des Typs A330 und A340 ab 2007 beschlossen. Jährlich soll das Einsparungen von bis zu 40 Mio. Euro bringen.
Dass Air France oder British Airways auf der Langstrecke gutes Geld verdienen, begründete Ötsch vor allem damit, dass beide Fluggesellschaften mit Paris und London wesentlich größere Einzugsgebiete hätten als die AUA mit Wien. Wenn die Nachfrage nicht da sei, sei es "unsinnig, gegen den Markt zu fliegen", so Ötsch. Zusätzlich belasten freilich auch die hohen Treibstoffkosten. Viel verspricht sich die AUA vom Ausbau ihrer Osteuropa-Nische, auf die sie in Zukunft noch mehr setzen will. Hier wurde die Zahl der Destinationen zuletzt von 37 auf 45 angehoben. Man sei in einem der am schnellsten wachsenden Reisemärkte tätig. Über die Kooperation mit Air Union, einer russischen Flugallianz, sollen Synergien gehoben werden.
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