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AUA mauert bei Ticketpreisen

Von Karl Leban

Wirtschaft

Airline profitiert nach Ölpreissturz vom billigen Kerosin, sieht aber dennoch keinen Spielraum, ihre Preise zu senken.


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Wien. Öl ist nach wie vor so billig wie schon lange nicht mehr. Auch wenn die Preise für das schwarze Gold zuletzt wieder angezogen haben: Unterm Strich haben sie sich seit Juni 2014 halbiert. Davon profitieren auch Airlines. Das Betanken ihrer Flugzeuge mit Kerosin ist nun deutlich günstiger, was ihre Betriebskosten senkt. Für Flugreisende bedeutet das aber nicht unbedingt, dass deshalb auch die Ticketpreise sinken.

Die AUA etwa denkt derzeit jedenfalls nicht daran, einen Teil ihre Kostenvorteile beim Bezug von Kerosin an die Kunden weiterzugeben. Sie habe ihre Flüge schon im Vorjahr verbilligt - Europaflüge im Durchschnitt um drei Prozent und USA- und Asienflüge um fünf Prozent, sagt AUA-Sprecher Wilhelm Baldia.

Absichern kostet Geld

Für weitere Preissenkungen sieht die rot-weiß-rote Fluglinie keinen Spielraum. Baldia erklärt, warum. Zwar sei das Tanken für die AUA nun billiger, aber nicht um so viel billiger wie für Autofahrer. Einer der Gründe dafür sei das in der Branche übliche Hedging. Airlines sichern sich dabei über Termingeschäfte gegen Ölpreisschwankungen ab. Plötzlich steigende Preise (wie in der Vergangenheit) treffen sie dann nicht mit voller Wucht, umgekehrt profitieren sie von fallenden Preisen aber weniger stark und nicht unmittelbar. Wie bei einer Versicherung kostet Hedging schließlich Geld.

Die AUA sieht aber auch noch andere "Gegenläufer" zu den aktuell tiefen Ölpreisen. Bei Kerosin (Jet-Fuel) wird so wie beim Rohöl in US-Dollar abgerechnet. Da der Dollar gegenüber dem Euro stark aufgewertet habe, kämen die Vorteile aus den gesunkenen Preisen in der Eurozone in einem geringeren Ausmaß an, so Baldia.

Außerdem sei die AUA wegen der Krisenherde im Nahen Osten und aufgrund des Russland/Ukraine-Konflikts mit sinkender Nachfrage in Europa konfrontiert. Im vergangenen Jahr schrumpfte ihr Passagieraufkommen um 1,1 Prozent auf 11,2 Millionen Fluggäste. Für heuer zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, dennoch erhofft man sich ein "kleines Wachstum".

Ticketpreise seit 2006 halbiert

Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont Baldia auch, dass der Jet-Fuel-Preis seit 2006 um etwa ein Drittel gestiegen sei (auf 904 Dollar je Tonne). Im Gegensatz dazu habe die AUA ihre Ticketpreise in dieser Zeit annähernd halbiert.

Wie hoch der Anteil der Treibstoffkosten an den gesamten Betriebskosten der Austrian Airlines ist, weist der Mutterkonzern Lufthansa für seine Töchter nicht extra aus. Im Zusammenhang mit einem Beispiel (Langstreckenflug Wien-New York) nennt Baldia jedoch eine Zahl. Demnach sind es 42 Prozent der Gesamtkosten von rund 100.000 Euro, die aufs Flugbenzin entfallen. Dies ist der größte Ausgabeposten neben den Kosten für die technische Wartung, das Personal und den Vertrieb (40 Prozent). Die restlichen 18 Prozent sind Baldia zufolge Gebühren für Landung und Handling sowie Kosten für die Flugsicherung und das Bordangebot (Catering usw.).

Kranich fährt Hedging zurück

Nach dem tiefen Fall der Ölpreise geht die Lufthansa, Europas größter Airline-Konzern, für heuer von gut 13 Prozent niedrigeren Treibstoffkosten aus. Erwartet werden sie in der Höhe von 5,8 Milliarden Euro, das wäre eine Ersparnis von 900 Millionen gegenüber dem Jahr davor. Noch 2011 und 2012 waren die Treibstoffkosten im Lufthansa-Konzern bis auf 7,4 Milliarden Euro gestiegen.

Indes soll das Hedging, das die Kranichlinie für sich und auch für Flugtöchter wie die AUA betreibt, 2015 etwas zurückgefahren werden. Wie die Lufthansa unlängst ankündigte, wolle sie nur noch 73 (statt wie im Vorjahr 79) Prozent der benötigten Treibstoffmengen preislich absichern.

Billigere Tickets sind unterdessen auch bei ihr nicht in Sicht. Argumentiert wird, dass die geringeren Spritkosten nicht eins zu eins in Gewinn umgerechnet werden könnten - wegen des ungünstigen Dollar-Kurses und rückläufiger Netto-Erlöse durch den massiven Konkurrenzdruck. Trotzdem fordern Konsumentenschützer in Europa eine schnelle Reaktion der Airlines auf den Ölpreissturz. "Der Preisverfall beim Kerosin muss dazu führen, dass die Ticketpreise gesenkt werden", heißt es dort.