Zum Hauptinhalt springen

AUA-Piloten "im Arbeitskampf"

Von Rosa Eder

Wirtschaft

Die zweieinhalbtägige "Evaluierungsklausur" von Vorstand und Belegschaftsvertretung der AUA-Gruppe zum Thema Kostensenkung endete gestern mit einer Bruchlandung. Die Pilotenvertreter drohen mit Streik: "Wir befinden uns bereits im Arbeitskampf", vermeldete Wolfgang Hable, Vorsitzender der Fachgruppe Bord in der zuständigen Gewerkschaft Handel, Transport, Verkehr (HTV) und stellvertretender Vorsitzender des AUA-Betriebsrats Bord, gestern, Dienstag, in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Charterflüge werden von allfälligen Streikmaßnahmen nicht betroffen sein, versicherte Hable. Weitere Details zum Arbeitskampf wollte er nicht bekanntgeben: "Wir wollen uns den Überraschungseffekt nicht nehmen lassen." Der Streik könne aber jederzeit losgehen.

Die Belegschaftsvertretung wirft dem Vorstand vor, an einer Lösung des Konflikts - in erster Linie geht es um eine Absenkung der hohen Pilotengehälter - kein Interesse zu haben. Man sei quasi zum Streik gezwungen, so Hable. Die Pilotenvertreter hätten in der Klausur das mehr als faire Angebot vorgelegt, die Spitzen- und Einstiegsgehälter dauerhaft um 20% zu kürzen und die Arbeitsbedingungen im gesamten Konzern auf das - in Europa einzigartig niedrige - Niveau der Lauda Air abzusenken. Der Vorstand habe über dieses Sparpaket aber nicht diskutieren wollen und selber kein Konzept vorgelegt. "Der Vorstand hat uns gefrozzelt", so Hable. Laut Aussagen des AUA-Vorstandes hingegen hat die Belegschaftsvertretung die Klausur vorzeitig verlassen.

Ein Pilotenstreik wäre aus Sicht der Unternehmensleitung unverantwortlich und würde auch bei den Passagieren auf kein Verständnis treffen. Zudem würde man damit "die eigenen Zukunftsperspektiven bestreiken". Die Vorschläge der Arbeitnehmervertreter hätten "in der Erstanalyse nicht die dringend notwendigen nachhaltigen Einsparungen, sondern vielmehr massive Kostenerhöhungen" ergeben, bemerkte AUA-Finanzvorstand Thomas Kleibl. Die Piloten der Lauda Air und der Tyrolean hätten sich in einer neuerlichen Abstimmung mehrheitlich gegen einen Konzern-Kollektivvertrag ausgesprochen, so der Vorstand. "Das ist eine Falschinformation, es hat keine neue Abstimmung gegeben", widerspricht die Gewerkschaft.

Beide Parteien betonen, dass ihnen viel an weiteren Verhandlungen liegt. Die Piloten wollen laut Hable "so kurz wie möglich, aber so lang als notwenig" streiken.

Fakten & Zahlen

Die AUA-Gruppe (AUA, Lauda Air, Tyrolean) beschäftigte Ende Juni dieses Jahres 7.175 Mitarbeiter (minus 3,1%), davon waren knapp 1.000 Piloten, rund 2.200 Flugbegleiter und 4.000 Beschäftigte im kaufmännisch-technischen Bereich.

Die internationale Konjunkturflaute, SARS und der Irakkrieg hinterließen im ersten Halbjahr 2003 rote Spuren in der Bilanz der AUA. Die Gruppe verbuchte wie berichtet einen negativen Betriebserfolg (EBIT) von 23,3 Mill. Euro, nach einem positiven Halbjahreswert von 29,7 Mill. Euro vor einem Jahr. Die Umsatzerlöse sanken von rund 1 Mrd. auf 941,3 Mill. Euro. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen ein ausgeglichenes bis leicht positives EBIT an. Zu diesem Zweck sind u.a. Einsparungen von 45 Mill. Euro geplant.

Langfristig, nämlich bis 2008, sollen die Kosten für eine Piloten-Blockstunde um 35% gesenkt werden. Bereits 2004 sollen die Kosten um 10% reduziert werden. Das Management sieht insbesondere bei den 457 AUA-Piloten Einsparungsbedarf. Auch will die AUA den Flughafen Wien zu Tarifsenkungen anhalten.