Die "couragierte Expansionsstrategie" nach Zentral- und Osteuropa und auf der Langstrecke nach Asien trägt für die Austrian Airlines-Gruppe erste Früchte: Die Verluste waren im 1. Halbjahr 2004 deutlich geringer als im Vorjahreszeitraum, das Ziel, zum Jahresende ein Ergebnis von 50 Mio. Euro abliefern zu können, bleibt trotz drückend hoher Ölpreise in Reichweite.
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Insgesamt hat die weltweite Luftfahrtindustrie nach knapp drei Jahren jetzt wieder die Passagierzahlen der Zeit vor dem 9/11-Terrorschock erreicht - und die AUA-Gruppe wächst stärker als der Branchenschnitt. 3,753 Millionen Fluggäste - um 15% mehr als im 1. Halbjahr 2003, vor allem aber eine um mehr als 5% verbesserte Linienauslastung von 71,2% sowie eine Senkung der Einheitskosten um mehr als 6% ergaben bis Ende Juni ein um 19% verbessertes EBIT (minus 18,9 Mio. nach minus 23,3 Mio. Euro), bereinigt - um Gewinne aus Anlageverkäufen, Fremdwährungsbewertungen und Flugzeugbewertungen - kam ein Betriebserfolg von minus 8,5 Mio. (nach minus 52,5 Mio.) Euro heraus. Insgesamt - bis auf die Umsatzerlöse, die um 11,3% auf 1,0478 Mrd. Euro zulegten - kamen alle Zahlen besser als von Analysten erwartet.
Gründe für den "Steigflug" sind vor allem die Zuwächse in Mittel- und Osteuropa sowie auf der Asien-Langstrecke, berichtete der AUA-Vorstand am Donnerstag in Wien.
Derzeit werden insgesamt 471 wöchentliche Flüge in die Region Mittel-/Osteuropa angeboten, um 112 mehr als vor Beginn der Expansion. Mittlerweile liegt rund ein Drittel der AUA-Ziele dort, etwa 20% aller Linienpassagiere fliegen auf diesen Strecken. Sörensen kündigte in Osteuropa weitere Angebotserweiterungen und "vertiefende Kooperationen" an, um die führende Stellung der AUA in dieser Region weiter auszubauen. So hat die AUA bereits Interesse an Air Bulgaria gezeigt, Beteiligungen würden auch an anderen Airlines in der Region geprüft. Schwerpunkt liege dabei allerdings in Ländern außerhalb der erweiterten EU. Die anstehenden Privatisierungen der ungarischen Malev oder der Slovak Airlines werde man sich aber "zumindest sehr genau anschauen", so Vorstand Josef Burger. Eine Beteiligung am Flughafen Bratislava wird jedenfalls angestrebt.
Auch mit ihrem zweiten Schwerpunkt - Ostasien - hat die AUA mit den neu ins Programm genommenen Zielen Shanghai und Singapur ihre Stellung ausgebaut. Heute liege die Austrian-Gruppe gemessen am Aufkommen auf den Verbindungen Europa-Asien bereits auf Rang 4.
Während im 1. Halbjahr 2003 die Lungenkrankheit SARS und der Irak-Krieg die Luftfahrtbranche bremsten, treibt heuer der Ölpreis den Managern die Schweißperlen auf die Stirn. IATA-Chef Giovanni Bisignani rechnete kürzlich vor, dass die Branche weltweit 10 Mrd. Dollar zusätzliche Kosten verkraften wird müssen, wenn der Ölpreis über 40 Dollar bleibt.
AUA-Ergebnis durch hohen Ölpreis "nicht gefährdet"
Die AUA-Gruppe sieht ihr geplantes Jahresergebnis von 50 Mio. Euro (nach 4,2 Mio. im Vorjahr) durch die aktuell hohen Ölpreise aber nicht gefährdet. Ein großer Teil der gestiegenen Treibstoffkosten würden durch Absicherungsmaßnahmen am Terminmarkt ("Hedging") aufgefangen, sagte Finanzvorstand Thomas Kleibl. Im Halbjahr kostete der Sprit dennoch 19 Mio Euro mehr als im Vorjahr - der am 24. Mai eingeführte Treibstoffaufschlag von 6 Euro pro Flug werde beibehalten, aber "zumindest derzeit" nicht erhöht. Im Jahresdurchschnitt rechnet Kleibl jetzt mit einem Preis von 370 Dollar je Tonne Kerosin, nach ursprünglich geplanten 240 Dollar.
Dividende wird es auch heuer keine geben - wichtiger sei eine Verringerung der verzinslichen Verbindlichkeiten, die derzeit knapp unter 2 Mrd. Euro liegen, und eine weitere Anhebung der Eigenkapitalquote, die auf 15,4% (nach 14,2%) gestiegen ist.
Noch sei die Sanierung des Konzerns nicht abgeschlossen, auch die Kostensenkungen müssten weitergeführt werden, "aber wir sind mit Elan gut unterwegs", erklärte Konzernchef Vagn Sörensen. Den jüngst wieder aufgebrochenen Konflikt um den neuen gemeinsamen Kollektivvertrag (KV) für das fliegende Personal von AUA und Lauda Air will er nicht näher kommentieren, die offenen Fragen wären auf Basis der "soliden sozialpartnerschaftlichen Grundsatzvereinbarungen" lösbar, man sei "jedenfalls noch" gesprächsbereit. Alle "last-minute Zusatzforderungen" lehnt er aber ab. Dass trotz der angestrebten Zusammenführung der Flugbetriebe von AUA und Lauda Air für die Lauda Air ein "fiktiver Flugbetrieb" aufrecht erhalten werden soll, begründet er damit, dass sonst die Lizenz verloren gehen würde. Pilotenvertreter befürchten, die AUA könnte die LaudaAir bei Bedarf außerhalb des neuen KV mit Billigpersonal operativ machen. Nächste Woche soll es neuerlich ein Gespräch unter Schirmherrschaft der Sozialpartner geben.
Härte demonstriert Sörensen auch in der Frage "neues Hauptquartier": "Wir werden die Zentrale auf den Flughafen Schwechat übersiedeln. Wenn wir uns mit Wien nicht wegen des alten Gebäudes in Oberlaa einigen können, dann sind die Synergien eben geringer, aber dass wir weggehen steht fest. Eine Airline gehört an den Airport".