ÖIAG: Zeitplan aufrecht. | Faymann: Platzt der Verkauf, muss der Staat einspringen. | AUA-Aktie im freien Fall. | Frankfurt/Paris/Wien. Die französische Fluggesellschaft Air France-KLM hat sich aus dem Bieterrennen um das österreichische Unternehmen zurückgezogen. Die als Favorit geltende Lufthansa ist Kreisen zufolge zwar noch im Rennen, allerdings vor allem aus taktischen Gründen, meldete Reuters. | Bietersterben in der Endphase
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Experten vertreten die Einschätzung, dass die deutsche Fluggesellschaft vor allem deshalb mitbietet, um den Star-Alliance-Partner AUA nicht kampflos Air France-KLM zu überlassen. Diese hat die AUA zumindest auf längere Sicht noch nicht abgeschrieben. Air France sei weiterhin an Gesprächen über eine Beteiligung an Austrian interessiert, sagte der Sprecher.
Lufthansa wollte zum Rückzug des Wettbewerbers nicht Stellung nehmen. Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber hatte in einem Ende September erschienenen Interview gesagt, der Konzern lasse sich bei Entscheidungen nicht von der Angst leiten, jemand anderer könnte ihm eine Airline "wegschnappen". Jeder Zukauf müsse für das Unternehmen sinnvoll sein. Einem Bericht der Wiener Zeitung "Die Presse" zufolge hat Lufthansa um weitere zwei Monate Zeit gebeten, um sich ein realistisches Bild der wirtschaftlichen Situation der AUA zu machen.
Kreise: S7 fordert mehr Zeit für Angebot
Die russische S7 wolle ein "ernsthaftes Angebot" für Austrian vorlegen, sagte ein Insider. "Aber es wird an Bedingungen geknüpft sein." Das Unternehmen fordere mehr Zeit, um eine endgültige Offerte einzureichen. Nach dem bisherigen Zeitplan sollten die Bieter bis Dienstag verbindliche Angebote für den Staatsanteil von rund 42 Prozent abgeben. Bis Freitag sollen die Preisvorstellungen der Interessenten feststehen. Zu Wochenbeginn sollte dann der neue Partner präsentiert werden.
Angesichts des offenbar nicht überschäumenden Interesses von Lufthansa und der Forderung nach einer Verschiebung des Verkaufs von S7 dürfte dieser Zeitplan jedoch kaum zu halten sein. Analysten halten ein Platzen des Verkaufs für möglich. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lufthansa etwas bietet. Damit müsste der Bieterprozess gescheitert sein, außer Österreich ist bereit, Austrian an S7 zu verkaufen", sagte Luftfahrt-Analyst Nils Machemehl von der BHF-Bank. Ein Verkauf der Fluggesellschaft nach Russland dürfte in Österreich massiven politischen Widerstand hervorrufen. Deshalb werden S7 in der Branche nur geringe Chancen eingeräumt, obwohl sich die Russen sehr um die AUA bemüht hatten.
Entscheidung am Montag
Trotz der Unklarheiten rund um den Verkauf der Austrian Airlines (AUA) hat die Staatsholding ÖIAG am Mittwoch zu Mittag betont, sie könne zu der derzeit vorliegenden Angebotslage keine Stellungnahme abgeben, da mit den Bietern Vertraulichkeit vereinbart sei.
Der AUA-Verkaufsprozess sei nach wie vor im Gang, der Zeitplan sei weiter aufrecht, betonte die Staatsholding weiter. "Der Aufsichtsrat der ÖIAG wird am Montag eine Entscheidung treffen und diese dann entsprechend kommunizieren", hieß es in einer knappen Aussendung.
Faymann: Kapitalerhöhung durch Staat denkbar
SPÖ-Chef Verkehrsminister Werner Faymann bestätigte am Mittwoch Befürchtungen, dass der Staat im Fall eines Scheiterns des Verkaufs der Austrian Airlines (AUA) an einen starken Airlinepartner mit viel Geld einspringen wird müssen.
Sollte der Verkauf platzen, müsse man die Möglichkeit mitbedenken, dass die Republik einspringt, so Faymann am Mittwoch nach dem Ministerrat vor Journalisten. Das hieße eine mögliche Kapitalerhöhung durch den Staat, bestätigte er heute. Ob die AUA staatliche Hilfe braucht, werde man am Dienstag wissen, so Faymann.
AUA-Aktie fällt
Die AUA-Aktien sind am Mittwoch zum Börsenstart um bis zu 38,7 Prozent eingebrochen. Gegen 10.00 Uhr fielen die Wertpapiere um 32,60 Prozent auf 2,75 Euro. Händler hatten bereits vorbörslich erwartet, dass das aktuelle "Chaos" bei der Fluglinie auf den Aktienkurs drücken werde. Mitte Juli hatte das Papier ein Allzeittief von 2,13 Euro erreicht.
Grüne wollen Manager-Rücktritte
Die Oppositionsparteien sind angesichts des Chaos im Finale der Privatisierung der Austrian Airlines (AUA) mit heftiger Kritik aufgefahren. Die FPÖ will einen sofortigen Verkaufsstopp, warnt vor einer Verscherbelung der AUA. Das BZÖ will, dass bei einem AUA-Gipfel die Lage neu bewertet wird. Und die Grünen verlangten den Rücktritt der Spitzen von AUA und ÖIAG, sie fürchten, dass jetzt der Steuerzahler zum Handkuss kommt.