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AUA-Verkauf: Ja, schon, und schnell, aber . . .

Von Helmut Dité

Analysen

"Genug gestritten", heißt es auf den ersten Wahlkampfplakaten von SPÖ-Spitzenkandidat Verkehrsminister Werner Faymann - das gilt nach tagelangem Tauziehen nun auch für die Zukunft der heimischen Fluglinie AUA. Die "österreichische Lösung" sieht folgenden Kompromiss vor: Die Regierung will den Staatsanteil an der AUA zwar "bis zu 100 Prozent" verkaufen, die Kontrolle aber nicht völlig aus der Hand geben. Sie wünscht sich "österreichische Kernaktionäre" - und sollten sich diese nicht finden, will die Republik doch eine Sperrminorität behalten. | Knapp 43 Prozent der AUA hält die Österreichische Industrieholding (ÖIAG). Sie hat das Aktienpaket mit gut 600 Millionen Euro in ihren Büchern. An der Börse ist es aber nur mehr knapp 150 Millionen Euro wert - weil die AUA von 2001 bis dato gut 500 Millionen Euro Verluste verbuchen musste. Und nach einem kleinen Plus von knapp drei Millionen Euro im Vorjahr werden heuer wieder mindestens 90 Millionen "Miese" erwartet. Auch 2009 dürfte sich das Umfeld nicht verbessern: Wenn der Kerosinpreis so hoch bleibt, kommen noch einmal 100 Millionen Euro Kosten dazu, so AUA-Chef Alfred Ötsch.


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Der AUA-Vorstand selbst und die ÖIAG - die soll übrigens schon seit zwei Jahren ein Gutachten im Haus gehabt haben, dass dringend von der Alleinflug-Strategie abriet - haben sich in den letzten Monaten um 180 Grad gedreht und machen sich nun für die rasche Hereinnahme eines strategischen Partners stark - andernfalls drohten laut Ötsch "alle Grausamkeiten, die Sie sich nur vorstellen können." In Prosa: Weniger Strecken, weniger Flugzeuge, weniger Personal, weniger Fluggäste - eine regionale Airline als Zubringer für die Drehkreuze der Großen.

Mit der rot-weiß-roten Sperrminorität sollen die Marke AUA und die Firmenzentrale in Wien bestehen bleiben, sagen die Noch-Koalitionäre. Die Jobs der AUA und des Flughafens Schwechat sollen gesichert und das Streckennetz aufrechterhalten werden. "Wer geglaubt hat, die AUA zu 100 Prozent zu schlucken, der kann nicht mitmachen", sagte Faymann.

Wer will aber überhaupt unter solchen Bedingungen mitmachen? Darüber hat man sich bisher offenbar wenig Gedanken gemacht. Für die Partnersuche haben Consulter zwar eine Liste erstellt, bei der erwartungsgemäß die Lufthansa ganz oben steht: Lufthansa und AUA sind Partner in der Star Alliance und kooperieren bereits auf vielen Strecken und in der Technik.

Warum sich aber die Lufthansa in Zeiten horribler Kerosinpreise und schwächelnder Nachfrage einen Einstieg bei einer Verlust bringenden Airline antun sollte, - statt wie bei der Swissair zu warten, bis alle Grausamkeiten der Redimensionierung vorbei sind - kann man nicht wirklich beantworten. Andere auf der Wunschliste genannte potentielle Partner wie Aeroflot oder Japans ANA haben denn auch gleich abgewunken. Und der Scheich, der für 20 Prozent brav den doppelten Aktienkurs zahlen und seine Stimmrechte mit den Österreichern syndizieren wollte, der taucht wohl nicht wieder auf.

"Österreichische Lösung" - der Begriff ist nach den Debatten über die Strombranche spätestens jetzt auf bestem Weg, in die volkswirtschaftlichen Lehrbücher einzugehen: Als Terminus für Murks.

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