ÖIAG-Spitze hat am Montag das letzte Wort. | Staat müsste bei Verkauf noch Geld drauflegen. | Wien. Wirklich fesch ist die AUA als Braut nie gewesen, dennoch könnte sie wie geplant unter die Haube kommen. Jedenfalls am Montag sollte klar sein, ob die ramponierte Airline an die Lufthansa geht oder nicht. Denn da tagt der ÖIAG-Aufsichtsrat - und der hat das letzte Wort im Privatisierungskrimi rund um die AUA.
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Am Freitag hat die Lufthansa ihr verbindliches Angebot um ein Preisoffert ergänzt. Wie berichtet, ist Europas zweitgrößte Fluglinie nach dem Rückzug der Air France und der russischen S7 als einziger finaler Bieter übrig geblieben.
Knallharte Bedingungen
Einer der wesentlichsten Knackpunkte für den Deal ist eine Lösung für die horrenden Schulden der AUA in Höhe von rund einer Milliarde Euro. "Der Staat wird einen nicht unerklecklichen Teil dieser Lasten übernehmen müssen", sind Analysten überzeugt. "Daran wird kein Weg vorbeiführen."
Auch Steuererleichterungen, Garantien für weitere Abwertungen der Flugzeugflotte sowie eine Lösung für die Betriebspensionen soll die Lufthansa dem Vernehmen nach verlangen. Im Gegenzug soll die Kranich-Airline eine Standort-, Beschäftigungs- und Investitionsgarantie für die AUA angeboten haben. Bei den Investitionen soll zum Beispiel eine Erneuerung der teilweise bereits veralteten Flieger fix zugesagt worden sein.
Zuckerl für Streubesitz?
Zudem winkt die Lufthansa mit einem öffentlichen Angebot an die Kleinaktionäre, die mit 47,9 Prozent an der AUA beteiligt sind. Für den Preis gibt es einen Anhaltspunkt: Er muss nach hiesigem Recht zumindest dem durchschnittlichen Börsenkurs der letzten sechs Monate entsprechen. Und das wären derzeit rund 4,50 Euro. Zum Vergleich: Gestern schloss die AUA-Aktie mit 3,07 Euro um gut zwölf Prozent schwächer.
Der Staat als Hauptaktionär der AUA dürfte indes so gut wie leer ausgehen, sollte die ÖIAG die Bedingungen der Lufthansa akzeptieren. Im schlimmsten Fall müsste er gar mehrere hundert Millionen Euro für teure Garantien und Schuldennachlässe drauflegen.
Was käme nun billiger?
Die AUA zum jetzigen Zeitpunkt loszuwerden, könnte die öffentliche Hand jedoch billiger kommen, als die Sanierung selbst in Angriff zu nehmen, meinen Experten. Der Airline droht die Pleite, ihr Geld soll nur noch bis zum Frühjahr 2009 reichen. Bei einem weiteren Alleingang müsste die Republik - schon bald - 300 bis 500 Millionen zuschießen. "Und das wäre noch lange nicht das Ende der Fahnenstange", betonen Fachleute. Das Risiko in Kauf zu nehmen, die Airline womöglich über Jahre so wie die ÖBB finanziell durchfüttern zu müssen, sei daher "keine echte Alternative zu einem Verkauf an einen Strategen".
Der ÖIAG-Privatisierungsausschuss unter Vorsitz von Sigi Wolf tritt jedenfalls am Sonntag um 15 Uhr zusammen, um eine Vorentscheidung über das Lufthansa-Offert zu treffen. Der Beginn der alles entscheidenden Aufsichtsratssitzung im Headquarter der ÖIAG ist am Montag um 10 Uhr angesetzt.