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AUA-Verkauf: Sinn und Unsinn einer rot-weiß-roten Sperrminorität

Von Karl Leban

Analysen

Ob nun die Lufthansa bei der AUA landet, Air France, British Airways oder wider Erwarten eine andere Fluglinie: Der künftige Partner kann sich maximal 75 Prozent der nationalen Airline einverleiben. Denn die Regierung hat im Privatisierungsauftrag für die Staatsholding ÖIAG festgeschrieben, dass eine Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie auf alle Fälle in österreichischer Hand bleiben muss. | Damit soll aus standortpolitischen Gründen verhindert werden, dass der neue Haupteigentümer in Sachen AUA zur Heuschrecke wird (indem er etwa die Marke demontiert, Belegschaft und Streckennetz massiv hinunterfährt oder die Konzernzentrale aus Österreich abzieht). Solches kann mit einer Sperrminorität, die gewisse Veto-Rechte verbrieft, wirksam blockiert werden. Wenn es also um Entscheidungen geht, die dem Wirtschaftsstandort schaden, ist ein Gegengewicht da - und zwar in Gestalt einer österreichischen Kernaktionärsgruppe, die dann die Bundesflagge hochhalten soll.


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Der beste Hüter österreichischer Interessen wäre sicher die ÖIAG - das vor allem langfristig. Bei privaten Investoren wäre dies jedoch keinesfalls garantiert - zumeist kurzfristiges Gewinnstreben hat bei ihnen naturgemäß Vorrang vor gemeinnützigen Interessen.

Zur Erinnerung: Gelingt es der Staatsholding, genug Investoren für die geforderte Sperrminorität aufzutreiben, kann sie sich zur Gänze aus der AUA zurückziehen. Wenn nicht, muss sie diesen Anteil laut den Privatisierungsvorgaben selbst gewährleisten (ob voll oder in einem Syndikat mit Altaktionären wie der Wiener Städtischen oder Raiffeisen, ist dabei unklar).

Derzeit sieht es eher danach aus, dass die ÖIAG auf einem Teil ihres Aktienpakets sitzen bleibt. Bis dato hat sich auf Seiten privater Investoren so gut wie niemand für ein Engagement bei der AUA erwärmen können. Trotzdem stehen die Chancen, dass die ÖIAG für immer von Bord geht, nicht schlecht.

Denn sobald feststeht, an welchen Airline-Partner die AUA andockt (voraussichtlich Ende Oktober), könnte sich sehr wohl eine Vielzahl österreichischer Investoren finden. Voraussetzung wäre freilich ein schlüssiges Konzept, das die angeschlagenen AUA wieder beflügelt und Perspektiven bietet, an künftigen Erträgen in Form von Dividenden mitnaschen zu können.

Allerdings: Kein noch so patriotischer Investor wird im Fall eines Engagements bereit sein, sich Fesseln anlegen zu lassen - schon gar nicht durch staatliche Auflagen (etwa eine Behaltefrist). Im Übrigen kann niemand verbieten, dass Investoren bereits nach ein paar Jahren Kasse machen (wie die Fries-Gruppe beim Edelstahlerzeuger Böhler-Uddeholm). Eine private Sperrminorität könnte sich daher schon kurz- bis mittelfristig wieder in Luft auflösen. Wohin die Reise für die AUA geht, steht dann lediglich in den Sternen.

analyse@wienerzeitung.at