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AUA versenkt täglich fast eine Million

Von Karl Leban

Wirtschaft
Die Nachfrageflaute setzt der AUA schwer zu: Die Umsätze brachen bis September um gut ein Fünftel ein. Foto: LH

Vorstand: "Krise schlägt brutal durch." | Beim Personal drohen jetzt noch größere Einschnitte. | Lufthansa-Konzern nach neun Monaten mit kleinem Verlust. | Wien. Bei der AUA ist nach wie vor Feuer am Dach. Von Jänner bis Ende September hat die von der Krise heftig gebeutelte Fluglinie, die inzwischen Teil der Lufthansa ist, Tag für Tag knapp eine Million Euro verbrannt. Die Neunmonatsbilanz ist dementsprechend mit tiefroten Zahlen gespickt: Unter dem Strich flog die AUA in den ersten drei Quartalen einen Verlust von 242,3 Mio. Euro ein. Gegenüber der Vorjahresperiode hat sich das Minus damit fast vervierfacht. Den größten Brocken machten mit rund 192 Mio. Euro Abwertungen von Flugzeugen, aber auch notwendige Vorsorgen für Restrukturierungen aus.


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Der einzige Lichtblick: Im dritten Quartal (Juli bis September) konnte die AUA ihr um Sondereffekte bereinigtes Betriebsergebnis ins Positive drehen - zum ersten Mal in diesem Jahr. Als Gewinn werden immerhin 24 Mio. Euro ausgewiesen. Erste, wenn auch noch winzige Früchte scheint der bisherige Sanierungskurs somit zu tragen. Über alle drei Quartale setzte es beim bereinigten Betriebsergebnis freilich ein dickes Minus von 64,4 Mio. Euro (siehe Grafik).

"Haben noch viel Arbeit"

Die beiden AUA-Chefs Peter Malanik und Andreas Bierwirth betonen darum auch: "Wir dürfen uns nichts vormachen: Die Krise schlägt brutal durch. Die Ergebniszahlen zeigen in aller Härte unsere Schwächen auf. Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns, um das Unternehmen zu sanieren."

Ob das Management den Sparstift nun erneut spitzen und in noch größerem Ausmaß als bisher geplant Personal abbauen muss? Dazu heißt es auf Vorstandsebene nur: "Sakrosankt ist gar nichts." Nach den jetzigen Plänen soll die Mitarbeiterzahl bis Ende 2010 schrittweise in Richtung 6000 gesenkt werden. Fast ein Drittel der 1500 Vollzeitstellen, die in Summe wegfallen sollen, ist mittlerweile bereits gestrichen worden.

Die Lufthansa macht ihrer neuen Tochter jedenfalls gehörig Druck bei der Sanierung. Schon 2010 soll die AUA demnach einen positiven Cash-Flow erwirtschaften. Ein positives Betriebsergebnis wird für 2011 angepeilt. Danach will die AUA ihre Ertragskraft so weit heben, dass sie auch ihre Kapitalkosten verdienen kann.

Um in die schwarzen Zahlen zu kommen (und das nachhaltig), setzt die einstmals teilstaatliche Fluglinie auch auf eine neue Markt- und Flottenstrategie. So soll der Fokus künftig auf Märkte mit hohem Passagieraufkommen in Europa gerichtet werden. Dabei will die AUA größere Flugzeuge mit mehr Sitzplätzen einsetzen, kleinere Flieger einmotten und das Streckennetz entsprechend anpassen.

Längere Arbeitszeiten

Was ebenfalls Teil des Sanierungskonzepts "Austrian Next Generation" ist: Neben dem Stellenabbau sollen die Lohnkosten um 150 Mio. Euro gesenkt werden (etwa durch Verzicht auf Teile des Gehalts). Auch längere Arbeitszeiten für das Flugpersonal sind vorgesehen, um die Produktivität zu verbessern. Dies bedarf allerdings noch einer Nachjustierung des Kollektivvertrags, über die mit dem Betriebsrat gerade verhandelt wird.

Daneben hat das Management der AUA weitere Zugeständnisse von Lieferanten wie Flughafen Wien, OMV oder Austro Control im Auge. Auch hier wird derzeit um Lösungen gerungen.

Profitieren will die AUA darüber hinaus von Synergien im Lufthansa-Konzern. So werden Vertriebsstellen im Ausland mit Einheiten der Lufthansa zusammengelegt. Ein ähnliches Konzept soll auch bei der Passagierabfertigung am Boden (Ground Operations) gefahren werden. Außerdem wird mit der Kranich-Airline eng beim Einkauf (zum Beispiel von Treibstoff) zusammengearbeitet.

Die Lufthansa selbst stellt sich nach einem Konzernverlust von 32 Mio. Euro in den ersten drei Quartalen unterdessen auf anhaltende Turbulenzen ein. Am Ziel eines Betriebsgewinns im Gesamtjahr 2009 hält Europas größte Fluggesellschaft zwar fest. "Leicht wird das allerdings nicht", wie Konzernchef Wolfgang Mayrhuber einräumt. Die Luftfahrtindustrie sei noch weit entfernt von einer nachhaltigen Erholung. In den ersten neun Monaten lag das operative Ergebnis im Lufthansa-Konzern bei 226 Mio. Euro und damit um 728 Millionen unter dem Vergleichswert des Vorjahres.

Die Swiss leidet ebenso

Auch die Swiss, nun AUA-Schwester, musste beim Betriebsgewinn kräftig Federn lassen. Wegen der Nachfrageschwäche durch die Wirtschaftskrise brach das Ergebnis vor Zinsen und Steuern um 70 Prozent auf 113 Mio. Franken (umgerechnet 75 Mio. Euro) ein.